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liegt; aber alle Träger solch durchgebildeter, ausdrucks­reicher Köpfe, wie des deinigen, sind hier besonders vogelfrei, glaube mir das! Warum? Nun, nimm an aus Eifersucht, wenn den Kerls aus dem Spiegel die blanke Dummheit aus ihren hohlen Kürbisschädeln ent­gegengrinst...."

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Das spricht er so geläufig aus kluger Beobachtung und frischer Urteilsfähigkeit heraus, daß seine Worte sofort eine herzliche Brücke zwischen Bert und ihm schlagen.... Der Oberleutnant stellt sie nun formell einander vor, um dem, Lager- Knigge Genüge zu tun, wie er sich ausdrückt: ,, Hier mein lieber Freund Franzl Kohlhofer, seines Zeichens Student der Rechte in Inns­ bruck , seiner Heimat; da Oberst Jordan aus München , den ich in Wien kennenlernte.... Und nun, Franzl, du treibst dich ja doch bloẞ herum: nimm dich unseres Bekannten etwas an, führ ihn in seinen Block und empfiehl ihn seinem Korporal Ich darf hier nicht heraus!"

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,, Einverstanden!" willigt der Student ein und nimmt Bert mit sich. Im Gehen frägt dieser ihn: ,, Du hast dich also gut hier eingelebt?"

,, Nun, ich war nie im Zweifel, was einem hier blüht! Ich habe stets die Kz- Lager als die Endmoräne des großen Kulturgletschers bezeichnet, mit dem das Nazi­tum Deutschland überzogen hat stimmt das nicht?" Das sagt er wieder mit solch schlichter Natürlichkeit, daß Bert überrascht ist, soviel Kerngesundes, Prächtiges innerhalb des Stacheldrahtes zu finden und bei sich beschließt, wenn es möglich ist, den jungen Menschen sich zu gewinnen, als eine tiefe Tröstung in seiner nunmehrigen Lage.... Und sofort fühlt er sich ge­borgener.

Da schwankt der Bibelforscher aus Krems in seiner neuen Aufmachung über den leeren Platz. Bert weist auf ihn: ,, Mein Transportgefährte, ein Zeuge Jehovas und ein wirklich frommer Mann!"

,, Du wirst noch viele von ihnen hier antreffen", erwidert Franzl. ,, Sie verweigern dank ihres Glaubens