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hier ja zu sehr verbrüderte Seelen. In deren Gebahren liegt viel zuviel Verwandtschaft mit ihnen selbst... so sieht es doch aus!"

,, Aber trotzdem", erheitert er sich sofort wieder, und klopft Bert auf die Schulter ,,, trotzdem sind hier drin Trübsinn und Trauer die höchsten und törichtsten Luxus­artikel, vielmehr Frohsinn erstes Gebot! Humor gehört bei uns einfach zu den Lebensmitteln, ohne die ein Durchhalten nicht möglich ist... folge mir darin von Anfang an!"

Bert dankt ihm für den Rat und fragt alsdann, was ihn eigentlich hereingeführt habe. ,, Angeblicher Ver­such des Hochverrates", lacht Becker ,,, begangen durch ein paar offene Worte gegenüber meiner Mannschaft über die Nazis, was als, Zersetzung des Heeres' ange­sehen wurde... du weißt ja, daß Hochverrat das ein­zige Verbrechen ist, bei dem der mißglückte Versuch bestraft wird, während der geglückte in den Schullese­büchern als nationale Heldentat gepriesen wird... stimmt es nicht?"

Nun hat er den Gast so weit, daß er ebenfalls mit­lacht. ,, Darum nochmals, mein Lieber, als einzige Richt­schnur gilt uns hier:, tirer le bien du mal', wie die Fran­ zosen es so unübertrefflich kennzeichnen..." Zugleich schweift sein Blick zum Fenster hinaus und winkt einem hereinkommenden Häftlinge zu. ,, Tritt nur ein,

Franzl!" ruft er aus.

Und siehe da: ein ungemein frischer junger Mann mit bildhübschen Jünglingszügen, sichtlich bester Ab­stammung und gescheiten Kopfes tritt herein, geht so­gleich auf Bert zu und gibt ihm ohne weitere Umstände die Hand, dabei lächelnd seine schönen Zähne zeigend.

,, Du bist neu, wie ich sehe, ich habe dich über den Platz stolpern sehen; morgen verschaffe ich dir ein paar passende Schuhe und was du sonst noch brauchst! Deshalb bin ich dir hierher zu Freund Becker nach­- ja, und um dir gleich noch zu sagen er gegangen wurde ernst dabei: ,, Nimm du dich hier besonders in Acht! Ich weiß nicht, wer du bist und was bei dir vor­

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