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ausfindig machen können, hm? Das sind ja zwei wahre Geigenkästen, du wirst sicherlich lange nach denen gesucht haben, gelt ja?"

Sein gutmütiger Spott tut Bert ungemein wohl... endlich wieder der Umgangston, den er gewohnt ist! Bevor er aber selbst zu Worte kommen kann, nimmt ihn der Oberleutnant am Arm und zieht ihn mit sich fort. ,, Nicht hier auf dem Platze stehen bleiben, verstehst du! Das ist ein äußerst gefährlicher Boden. Komm lieber mit zu mir. Ich bin nämlich hier... ja, das errätst du niemals! Ich bin Museumsdirektor doch, doch!" lachte er, als Bert ihn im Gehen ungläubig ansieht.

,, Wir haben hier drinnen nämlich eine Art Museum von Photos, Zeichnungen, Wachsfiguren und ähnlichem Zeugs, das ich täglich abstauben und sauber halten muß, damit es sich hohen Besuchern würdig präsentieren kann ja, Dachau ist eben mal eine paradoxe Welt, weißt du, da kann man nix machen!"

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Damit verschwanden beide im Eingang zum soge­nannten, Museum', einem Sammelsurium von Abnormi­täten der Eingelieferten in Wachs, von Photos besonders häßlicher Köpfe gleicher Herkunft, von eingerahmten Tabellen, Lagerplänen, Bauskizzen und so weiter, so recht eigentlich ein Museum des Rassenhasses und der Selbstgerechtigkeit.

,, Laß mich erst mal verschnaufen, mein Lieber" bittet Bert den Bekannten. ,, Du kannst dir ja denken, daß man einen soliden Magen haben muß, um das alles gleich zu Beginn hier verdauen zu können!"

,, Tja, ich kenne das", stimmt ihm Becker bei. ,, Aber sei nicht beleidigt, wenn ich dir sage: das ist ungefähr die gleiche Methode, mit der euer Karl Peters , der so­genannte, Hängepeters' glorreichen Angedenkens, da­mals den Negern Ostafrikas mit Auspeitschen und Auf­knüpfen beibringen wollte, was preußische Zucht und Ordnung bedeutet... das liegt euch Reichsdeutschen leider zu sehr im Blute! Und uns behandelt man hier doch nicht etwa als gemeine Verbrecher, sondern weit darunter! Denn Räuber und Mörder sind den Kerlen