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wer weiß, aus welchem Winkel des weiten Landes herbeigeschleppt und wer weiß unter welch traurigen Begleitumständen.... Denn die Männer scheinen sämtlich schon am Ende ihrer Kräfte zu sein. Verschiedene wanken bedenklich auf ihren Füßen, die Mienen sind erloschen und plötzlich bricht vor Berts Füßen einer der Unglücklichen zusammen.
Erschrocken will sich der Oberst zu ihm niederbeugen und ihm helfen, da er sieht, wie sich die Augen des Mannes verdrehen, und der Mund ein leises Röcheln vernehmen läßt.... Da brüllt der Scharführer herüber: ,, Hände weg, zum Teufel! Das geht Sie einen Dreck an!"
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Und Bert richtet sich wieder auf, kann aber den Blick nicht von dem Liegenden abwenden. Es zuckt ihm in den Fingern beizustehen; denn wann hat er jemals seine Hilfe einem Menschen in Not verweigert?- Da seufzt der Arme am Boden nochmals herzbitter auf, als wolle er seine ganze Enttäuschung am Leben in dieses Aufstöhnen legen, reckt sich ein wenig- und verscheidet. Sein Gott hat ihn gnädig vor weiterem Ungemach bewahrt.... Und die Genossen seiner Heimat sehen beinahe mit Neid auf ihn, dessen Leid nur so kurz gewesen ist. Aber auch sie werden bald dem Tod der Erschöpfung anheimfallen.
Doch vor dem verendeten Polen zu seinen Füßen denkt sich Bert: So geht es also hier zu! Und wann werde ich selbst ebenso daliegen, ausgemergelt und zu Tode erschlafft? Dem letzten Sensenschnitt nur allzu gerne entgegensinkend? Es hat doch immer etwas tief Erschütterndes an sich, dieser direkte Kontakt zwischen der kleinen Menschenseele und dem großen Gott, der sie zu sich ruft!- Ja, es ist offenbar, daß Leben und Tod hier in engster Tuchfühlung miteinander stehen.
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