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Peinliche Registrierung folgt nun, an die zwei Stunden lang. Dann marschiert der Trupp Verzagter mit Bert an der Spitze durch das große Haupttor, dessen Wölbung überbaut ist, und durch eine schön geschmiedete, breite Gittertür in das eigentliche Lager ein, das der berüchtigte Stacheldraht umschließt.
Die Auskleidung der Neuen im, Schubraum' beginnt, wobei ein Scharführer wie besessen auf denkbarste Geschwindigkeit im Ablegen der Kleidung drängt. Bei Bert geht es flott und glatt vonstatten. Mit leiser Wehmut sieht er seine Zivilkleidung in einem Leinensack verschwinden, der die gleiche Nummer angehangen bekommt, die auf dem Zettel notiert steht, den ihm der Scharführer in der Registratur in die Hand gedrückt hat lebt wohl, ihr lieben, weichen, angenehmen Sachen!
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Aber einer seiner Gefährten hat das Pech, als er an Hemd und Hosen herumriß, die nicht schnell genug vom Leibe gehen wollten, daß ihm ein Rosenkranz aus der Tasche fällt na, das hat gerade noch gefehlt!
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Wie ein Berserker springt der Scharführer herbei, schlägt die Gliederkette dem Pechvogel kreuz und quer ins Gesicht, wirft sie zu Boden, tritt darauf, spuckt darauf und ruft endlich einen der hier beschäftigten Häftlinge an, mit der scharfen Weisung: ,, Ins Scheißhaus damit, aber dalli!"( Der geneigte Leser wolle sich bitte an Kraftausdrücke recht bald gewöhnen; sie sind für die Echtheit der Darstellung leider nicht zu entbehren!)
Nach diesem Intermezzo stehen die Neuen nun alle, wie der Herrgott sie geschaffen hat, beisammen. Ihr Scharführer treibt sie in den anstoßenden Raum, wo weitere Häftlinge älteren Dachau - Semesters schon bereitsitzen, um mit blitzenden Schermaschinen die Neuen an allem, was sie von Haaren am Kopf und am Leibe besitzen, zu berauben.... Als sie nach dieser Prozedur sich gegenseitig betrachten, hätten sie sich vielleicht anderswo ausgelacht, so entstellend wirkt die plötzliche Entfernung des Haarwuchses, des Mannes männliche


