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mal solch'n Ostmarkschwein, was?" Unbewegt gibt Bert zurück: ,, Nein, ich bin Reichsdeutscher!"
,, Pfft!" pfeift Hoffmann leise und mustert nochmals den Häftling vom Fuß bis zum Kopf, um dann ganz knapp und lauernd zu fragen: ,, Weswegen sind Sie hier?" Nebenbei bemerkt: wer etwa diese verfängliche Frage im Vollgefühl seiner Unschuld mit, Das weiß ich nicht! Ich habe nichts Unrechtes getan...' beantwortet, also glaubt, hier noch ein letztes Mal an die letzte Instanz, die ihm verbleibt, appellieren zu können, wird im Handumdrehn belehrt nach Dachauer System; so gründlich, daß ihm das nächste Mal irgendein triftiger Haftgrund rechtzeitig einfällt. Nur die allerwenigsten Charaktere, vom Format eines antiken Cato, verbeißen sich auf ihrem Standpunkte und kürzen ihr Leben lieber dadurch auf wenige Monate ab.
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Bert gibt wahrheitsgemäß zur Antwort: ,, Ich habe mich für befreundete Juden, die in schwerer Not waren, eingesetzt!"
Sofort packt den Koloß eine grimmige Verachtung. ,, Was sagen Sie?" brüllt er zurück. ,, Juden- und befreundet? Sie als Offizier? Na, ausspucken müßt' ich vor Ihnen, verstehen Sie mich? So einer sind Sie also! Gut, ich will Ihnen einen Rat geben: Nehmen Sie schon in der nächsten Nacht einen Strick und hängen Sie sich auf, wo's Ihnen paßt... den Strick können Sie sogar von mir haben, einen ganz soliden- von mir persönlich, weil Sie Offizier sind!"
Die tiefe Antagonie zwischen Heer und SS. kam bei seinen hervorgestoßenen Sätzen deutlich zum Vorschein. Das war Bert ja nichts Neues. Die Anrempelung lieẞ er gelassen über sich ergehen, ohne eine Spur des Eindruckes kundzugeben.
Nun wandte sich Hoffmann ab und wollte den nächsten ausfragen, aber der erste Fall hat ihm schon genügt... er pustet und schwitzt und winkt schließlich den Scharführern, die ihm diensteifrig zugenickt haben: , Führt die Kerls ab, es lohnt sich nicht, mir reicht's!" Damit wälzt er sich von dannen.


