Bert fühlte, wie ihm die Galle zum Hals emporquoll. Namenloser Ekel würgte ihn, Ekel vor der Verlogenheit und Willkür dieser Bande, die sich eine Staatsbehörde nannte. Dennoch zwang er sich zu der Frage: ‚Was ist unter einer Internierung in meinem Falle zu verstehen? Durch was unterscheidet sie sich von der Schutzhaft?“
„Wahrscheinlich“, grinste der Gestapomann ihn an, „in Nichts! Wir haben selbst noch keine nähere Wei- sung.... Jedenfalls ist Ihres Bleibens hier nicht länger, Sie sind im Lager Dachau schon angemeldet— und damit Schluß!“
Bert mußte sich für einen Moment an die Wand lehnen und die Augen schließen, so schmerzhaft grub sich das eben Gehörte in sein Gedächtnis ein... er hatte plötzlich das Gefühl, als packe ihn von hinten eine Hand, um ihn zu erdrosseln—— Gott bewahre mir meine Fassung, betete er heiß im stillen— also alles vorbei, alles vorbei! Denn was ‚interniert‘ zu sein für einen Inländer zu bedeuten hatte, war völlig ungeklärt, ließ also der Willkür Tür und Tor offen. Wieder eine solch bösartige Spitzfindigkeit, an denen das Nazi- system so überreich ist... wann also jemals wieder eine Aussicht auf Freiheit eintreten könnte, entzog sich seiner Kenntnis— und sicherlich auch dem Wissen irgendeiner erreichbaren Instanz.
In diesem Augenblick konnte er es verstehen, wie jemand schlankweg einen Totschlag zu verüben im- stande wäre, dem auf solch frivole Weise das heiligste Begehren jedes Lebewesens nach seiner Freiheit erst ver- sprochen und hernach wieder verweigert wird auf völlig unbestimmte Frist... aber wer wird sich die Finger an einem Einzelnen besudeln und seine Sache dadurch nur noch verschlimmern.
Der Oberst drehte sich auf dem Absatze um und ver- ließ wortlos die Kammer. Bacher kam und schloß ihm apathisch die Zellentür wieder auf... der Fall war erledigt, die Brücken zur Heimat abgebrochen. Nun, lieber Gott, nimm d« mich auf!
Draußen war das Tageslicht allmählich in die Dämme-


