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mit schlohweißem Haar, der sich mit beiden Händen an der Tischkante festhielt, als befürchte er, infolge der Eröffnung des Beamten vom Stuhle zu fallen... wie schlimm, an seinem Lebensabend solche Erfahrungen machen zu müssen, dachte sich Bert.
Nun verkündete der Gestapomann dem Greise anscheinend in dürren Worten etwas Entscheidendes. Denn der Ärmste hob zunächst wie zur verzweifelten Abwehr die Arme bis zur Schulterhöhe, als ob er flehentlich bitten wollte; dann ließ er sie hoffnungslos wieder sinken und öffnete den Mund, brachte aber statt des Dringenden, das er sagen wollte, nichts als einen überstürzten Wirrwarr hervor, der unverständlich blieb.... Und plötzlich stand er auf, stand steif und starr wie ein hölzernes Lineal da, nur leise schwankend wie ein Wrack auf einem Riff.
Der Gestapomann blickte ihn eine Sekunde lang an, offensichtlich unklar, was er von ihm halten sollte; dann rief er nach dem Aufseher: ,, Wolln's no' woas?- Nöt?- Alstern, Bacher, fort mit dem Mann! Geht mit dem nächsten Transport...."
Er sah zugleich auf seinen Zettel, während der Aufseher den Greis mit sich fortzog. ,, Und jetzt den Robert Jordan!"
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Den eintretenden Oberst anschauend, fragte er: ,, Sind Sie das! Geboren am 17. 11. 95 zu München , in Schutzhaft seit dem 31. 7.38. stimmt das!" Der miẞtrauische Blick, den er auf den Häftling warf, gab diesem zu erkennen, wie argwöhnisch der Mann ständig vor einem tätlichen Angriff war.
Bert bestätigte die Angaben. Dank seinem ruhigen, gesammelten Blicke ließ die nervöse Gespanntheit des Beamten etwas nach. Er gab sich ungezwungener und ging ein paar Schritte in der Kammer auf und ab, dabei in belehrendem Tone sprechend:
,, Sie haben Protest gegen Ihren Transport nach dem Lager eingelegt. Gewiß, man hat Ihnen vor einigen Tagen zugesichert, daß Sie auf freien Fuß gehen sollen- richtig! War auch alles in Ordnung- nur
nur..."


