-
19-
genießen... ach, dies jung gewordene Prag schäumte ja förmlich vor Lebenshunger und Tatendrang. Es baute und verschönte sich. Es jubelte, musizierte und genoẞ das bunte, breite Dasein mit dem guten böhmischen Essen, schwer und gediegen, dem unvergleichlichen Bier und den sinnlichen Freuden, denen die Slaven so gern zuneigen-hurra, die jahrhundertealten Fesseln des Hauses Habsburg waren zersprengt, man war frei!
Da sah Bert zum ersten Male seitwärts das Hotel Splendid liegen, das in einem Transparent seine Küche und seine Tanzbar anpries... nun bitte, es verlockte ihn, er trat ein; bekam ein gutes Nachtessen serviert und ließ sich von dem Maître d'hotel bewegen, auch noch die im Souterrain gelegene Bar kennenzulernen. Der schlanke Frack, der ihn auf dem Weg dahin führte, flüsterte ihm ins Ohr:
-
-
,, Seit heute haben wir eine Neue unter unseren Damen, zwar Anfängerin in jeder Hinsicht der Herr Baron werden mich schon verstehen!- aber wirklich was für Kenner...." Dabei küßte er mit genießerischem Blick seine Fingerspitzen. ,, Hm so, so!" hatte Bert trocken geantwortet und dann in der noch leeren Bar Umschau gehalten. Solche Anpreisungen liebte er nicht sehr.... Doch ja- allerdings! Da war unter den Damen, die zur Tanz- und Zechgesellschaft einsamer Gäste engagiert waren, eine Erscheinung von nicht alltäglichem Reiz zu bemerken, ganz ungewöhnlich in Sonderheit hier unter diesen Geschöpfen, die zumeist so verblichen sich ausnahmen wie die Ausstattung möblierter Zimmer.
Für die Neue dagegen war kein Prädikat zu hoch gegriffen. Ein schlechthin entzückendes Geschöpf! Die leicht gewölbte Stirn unter dem kastanienbraunen Haar, die gerade, kurze Nase, der verführerisch geschwungene Mund, das kecke, energische Kinn mit dem Grübchen und ein wenig Lächeln in den Wangen bildeten einen vollendeten Zusammenklang. Dazu fügte sich das Braun ihrer Augensterne prächtig zu der etwas blassen Gesichtsfarbe. Und gerade diese Augen fesselten ihn sofort am
2*