-
18
seine Lippen sogar halblaut den Namen, Iřina flüstern, und ein glückseliges Lächeln dabei um seinen Mund spielt....
Seht an: der Gefangene beginnt zu träumen, regelrecht zu träumen inmitten einer Atmosphäre, die jeder seelischen Versponnenheit so gründlich abhold ist; inmitten einer öden Amtsstube, wo es nach Schmierseife und kaltem Pfeifentabak riecht, einem Raum mit fleckigem Fichtenmobiliar von ärarischer Plumpheit und trostlos nüchternen Wänden
Da stürzt Hofbauer wieder zur Tür herein, wirft den klirrenden Schlüsselbund mit Wucht auf den Tisch, stemmt die Fäuste in die Seiten und fragt: ,, Nu', was is? Kruzitürken, hot sich no' nix g'rührt?" Und als Bert gelassen verneint, tröstet ihn Hofbauer gutmütig: ,, No, wird scho' no' kumma!" Damit schießt er schon wieder hinaus auf den Gang. Die arbeitsreiche Zeit des Nachtessens naht heran.
Der Häftling sitzt bedachtsam weiter auf seinem Stuhl. Einen Trost braucht er weiß Gott nicht. Denn Ungeduld kennt er seit langem nicht mehr. Das Dasein hier drinnen war ein Logarithmus in der großen Rechenaufgabe seines Lebens gewesen, mehr nicht... aber nochmals: wie hat sich das mit Iřina damals zugetragen?
-
-
Aus dem Prager Abenteuer eines Junggesellen war ein Liebeserlebnis von umwälzender Bedeutung geworden, das ihn den reifen, welterfahrenen Mann durch und durch rüttelt, sobald seine Gedanken nur in dies Glutmeer der Erinnerung tauchen ja, machen wir uns nichts vor, lieber Freund, es ist nicht anders und nun steigen diese Stunden von neuem in verstärkter Frische vor seinem geistigen Auge auf:
Nach einem Tage voll angestrengter Berufsarbeit beim Militärattaché in Prag hatte er nicht recht gewußt, was er mit dem Abend anfangen sollte- da hatte er sich wie gewohnt in Schwarz gekleidet und den leichten Sommermantel übergeworfen; war nach Letnà hinaufgefahren, um in den Anlagen am hohen Moldauufer noch bis zum Anbruch der Dunkelheit die frische Abendluft zu