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phon: Sö gengan's auf F.F." Das bedeutet:, auf freien Fuß'.
Natürlich behandelt er jetzt Bert nicht mehr als Häftling, sondern nur noch als einen Bedauernswerten, an dem man eigentlich vieles wieder gut zu machen hat.... ,, Bleiben's doch no' a' wing bei mi' in mei' Kammer zum Plauschen! Der Zettel für Eana muẞ eh' glei' kumma!"
,, Gut", willigt Bert ein. Das kann man ja tun. Warum diesem braven Manne nicht gefällig sein. Er setzt sich an das einzige Ausstattungsstück des schmalen Raumes, einen gelblich gestrichenen Tisch, auf dem sich eine Gefangenenliste und das Telephon befindet.... Aber zum Plaudern kommt Hofbauer nicht. Ohne Unterlaẞ wird er abberufen, muß die Gänge des weitläufigen Stocks entlanggehen, Zellen auf- und zuschließen, den Hausarbeitern Anweisungen geben und bei alledem muß er furchterregend mit seinem gewaltigen Schlüsselbund klirren, was leider eine Leidenschaft von allen ist.
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Seine Abwesenheit stört aber Bert keineswegs, im Gegenteil: er berauscht sich im Alleinsein erst richtig am Ausgestalten des ihm bevorstehenden Glücks; des Bewußtseins, alles wieder umfassen und genießen zu können, was ihm bis vor einem Jahre das Dasein erst lebenswert gemacht hat, alles Abscheuliche dieser Sphäre hier von sich stoßen zu dürfen... ach, zuerst gleich ein Telegramm an die getreue, gute Schwester in München, mit der er seit ihrer Witwenzeit Haus und Dasein teilt und die in rührender Gewissenhaftigkeit ihn während der argen Monate laufend mit Geld und Post versorgt hat, immer bangend, ihm keinen erfüllbaren Wunsch unerfüllt zu lassen.
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Und wer noch?- Frau und Kind hat er gottlob nicht. Aber da legt er wie unter Zwang seine Hand vor die Augen und plötzlich, mit all den Ideen, die um seine Befreiung kreisen, schießt ein fremdrassiger Mädchenname in seiner Vorstellung auf, wie ein am nächtlichen Himmel auftauchender Komet... nimmt mit Selbstherrlichkeit sein Denken so völlig gefangen, daß 2 Conrady, Amokläufer.