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Gewollt haben die Vereinigung mit dem Dritten Reich unter Hitler ja ohnehin nur ein paar politische Abenteurer und wirtschaftlich Schiffbrüchige, die an fetten Pöstchen interessiert waren abgesehen freilich von einigen Renegaten mit dem typischen Übereifer dieser Gattung.... Aber auch ihr Begeisterungsrausch war rasch verflogen, und über das Gemüt der anderen war lähmendes Entsetzen gekrochen sie, die doch sonst die schärfsten Gegner jeder Sauertöpfigkeit sind.

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Aus ihnen sind Menschen geworden, die im Schraub­stock der Verstellung und Heuchelei stecken- oder auf den Trümmern ihrer bürgerlichen Existenz nach den blinden Scherben ihrer einstigen Zufriedenheit suchen, nachdem das halbe Land eine Richt- und Schädelstätte geworden ist.... Wahre Konvulsionen von Furcht schütteln dies Phäakenvolk nun. Kühle Vernunft ist machtlos geworden. Hastig eilen ein paar Menschen auf den Straßen dahin und grüßen sich halblaut und kurz. Mit kargen Worten sprechen sich Bekannte an. Ein bedeutsamer Händedruck besagt jetzt mehr als früher lange Reden. Denn jeder muß sich aufs äußerste mit seiner Zunge hüten. Und rund die Hälfte der Einwohner, das kann man annehmen, hat schon selbst oder im Ver­wandtenkreise mit der Gestapo fatale Fühlung bekom­men, meist wegen der lächerlichsten Verdächtigungen... warum? Weil es sich eben beim Nazitum niemals darum dreht, daß die Menschen leben können, sondern daß nach dessen verstiegenen Richtlinien gelebt werde, auf Biegen und Brechen und so strotzen die Zellen aller Ge­fängnisse gradezu voll Inhaftierter, ebenso wie schon Zehntausende von Wienern die Kz- Lager der SS. füllen....

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Und wer gedenkt der Allzuvielen, die noch im Ver­borgenen fluchen und klagen und lieber sich verzweifelt am nächsten Baume selbst erhängen, als der Gestapo in die Hände zu fallen... ja, denkt Bert, das Stadtbild hat sich wenn die es überall durchdringende Natur nicht wäre in einer Weise verändert, daß er glauben möchte, neue Augen bekommen zu haben... das ist bestürzend!

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