-
13
des ehemaligen Hotels Metropol bis zu dem Wachposten, der den Ausgang ins Freie kontrolliert. An der Hinterfront des Gebäudes betreten sie die Gasse, die eine Querstraße zum Quai bildet.
Draußen beginnt eben der Spätsommerabend müde zu verglimmen. Weich und fast noch schwül ist die Luft unter einem schwach mit Dunst verhängten Himmel. Der Häftling atmet auf. Ein leichter Wind kommt auf ihn zu und streicht ihm warm und zärtlich an den Wangen entlang. Es fallen nicht viel Worte zwischen ihnen. Der alte Beamte geht mit gesenktem Kopfe wie ein störrischer Maulesel, der an seinem Gebiẞ zerrt. Berts Augen dagegen leuchten nun vor Freude; er trägt den Kopf erhoben und schaut.
-
Da liegt nun sein liebes Wien da, in der Verträumtheit seiner Breite, mit dem unendlich feinen Klingen, das immer ob seinen Türmen, seinen Bergen in der Luft ist. Und mit den Schritten der gemächlich dahingehenden beiden Männern denn wer hat schon mal einen Wiener Beamten im Dienst sich beeilen gesehn? mit ihnen geht, wie gesagt, dies geheime Tönen einher wie ein altes, taktmäßiges Volkslied.
-
-
Wer dem Pulsschlag einer Stadt lauscht, dem Pochen jenes Herzens, das in jeder Menschensiedlung schlägt, wird den Unterschied anderer Städte zu Wien sofort herausfinden. Hier fehlt die harte Geste, das Vorwärtsdrängen und Zurückstoßen anderer, die Brutalität des Geldmachens wie anderwärts, ebenso wie die hastige Gier im Genießen fehlt im Gegensatz zu Berlin... und das alles empfindet ein Mensch wie Bert als einen Segen.
Als er so neben dem behaglich schmauchenden Beamten einhergeht, den Quai entlang, mit dem Blick auf den Kahlenberg, der in bläulichem Silberdunst schwimmt, da blickt er im Lustgefühl der bevorstehenden Freiheit mit wachen Augen in viele Gesichter, an denen er wohl früher vorbeigegangen wäre... und wieder fällt ihm auf: wie erschreckend hat sich diese einst so lebensfrohe Stadt seit ihrer Besetzung durch die Nazis verändert! Diese Stadt feiner, blühender Natürlichkeit.