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Reisefreudigkeit ansichtig wird, stößt er ein leises ,, Aha!" aus und nickt dem Freund so mancher lustvollen Fahrt durch sonnige Gefilde, dem Genossen so mancher nicht immer bequemen Übernachtung erheitert zu
,, Alsdann gehn ma's an!" brummt der Beamte, läßt die Schlösser aufschnappen und legt erst bedächtig beiseite, was zu oberst liegt: die schwere Parabellumpistole in ihrem braunen Lederetui. Hernach folgen Briefe mit Maschinenschrift, Durchschlagblätter, Privatschreiben, Notizbücher, Kalender mit Angaben über den jeweiligen Tagesverlauf alles durcheinander, wie es eine überhitzte Hermandad an der Fundstelle aufrafft und wegschnappt.
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Kopfschüttelnd sieht Bert zu, wie der Beamte ein Papier nach dem andern herauslangt. ,, Lassen wir doch das alles beisammen", ruft er mit wegwerfender Gebärde. ,, Ich gebe Ihnen darüber generelle Empfangsbestätigung und Schluß!"
Jetzt, wo ihm positiv die Freiheit winkt, kommt ihm jede Minute hier drinnen unleidlich vor. Aber er hat sich in seinem Gegenüber getäuscht. In solchem Kleinkram glänzt ja grade eine Natur wie die seine. Er bleibt unerschütterlich.... ,, Na, na, wo denken's hin? Dös muaẞ alls protokolliert wer'n genauestens, jawoll!"
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Und nach diesem entschlossenen Wort spannt er auch schon einen langen Bogen in seine Maschine und fordert Bert auf, ihm die Kennzeichnung jedes einzelnen Beutestückes zu diktieren.
Der Häftling fügt sich seufzend. Gegen soviel protokollsüchtige Dummheit ist kein Kraut gewachsen. Die Arbeit zieht sich zwei volle Stunden hin. Dann erst wirft der Gestapomann das ganze Zeug wieder wahllos in das Köfferchen hinein, legt den Reisepaẞ, Wehrpaß, Führerschein obenauf und drückt die Schlösser wieder zu.... Und während Bert unterzeichnet, macht sich der Beamte ausgangsfertig, steckt sich eine dünne, schwärzliche Virginia in den Mundwinkel, ergreift das Köfferchen und gibt Bert ein Zeichen, das auf gut Wienerisch besagen will:, Geh- ma, Euer Gnaden!"
Hinunter geht es die gewundene Dienstbotentreppe