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in die Gestapo übernommen worden sind und in keiner Weise an dem schlechten Rufe mitschuldig sind, den seine neue Behörde mit Recht in der ganzen Welt ge­nieẞt da bricht er die Diskussion mit einer resig­nierten Handbewegung ab.

Denn wie soll ein so hartmäuliger Kopf in seiner hölzernen Naivität die Schliche der Gestapo und ihren tiefen Kontrast zur Wehrmacht begreifen, insbesondere zu jenem Kreise von Nachrichten- Offizieren um ihren Chef, Admiral Canaris, die sämtlich der Gestapo als er­klärte Gegner Hitlers bekannt sind, ein Faktum, das erst viel später mit dem Falle Stauffenberg der breiten Öffent­lichkeit zur Kenntnis kam... nein, das dürfte wohl weitaus den Bereich jenes Horizontes übersteigen.

,, Kommen wir zur Sache, Herr Kommissar", lenkt der Häftling deshalb ein. ,, Was hat meine Vorführung aus dem Gefängnis zu bedeuten?"

Nun findet der Beamte wieder zur Sache zurück und spricht vollkommen monoton, als ob er Worte aus den Akten ablesen würde: ,, Ich habe Ihnen mitzuteilen, daß Sie nunmehr zur Entlassung kommen! Darum handelt es sich...."

Wieder tritt eine Pause ein, in der keine Antwort von Seiten des Häftlings kommt. Nur ein tiefes, fast stöhnen­des Atemholen ist von ihm zu hören. Sein Antlitz ist plötzlich bleich bis an die Lippen vor freudiger Über­raschung geworden.

Du lieber Himmel, denkt er, eigentlich müßte ich dem alten Schnauzbart um den Hals fallen! Denn auf eine so glimpfliche Weise, wie es nun scheint, den Krallen der Gestapo zu entkommen, selbst wenn man noch so un­schuldig ist, das... nun, das hätte er sich zum mindesten nie träumen lassen nach dem vollen Jahre Haft, das er bereits hinter sich gebracht hat. Über der Gestapo uner­forschliche Ratschlüsse zu grübeln, führt zu nichts. Es gibt bei ihr so wenig wie bei Gott ein, Warum'.

Aber nun ist es also wirklich so weit.... Und wie tief innerliche Freude sofort jeden Menschen umstülpt, ver­ändert sich auch sein bisher stoischer Gleichmut im