Quernheim wurden verhaftet. Rosenthal vor ein SS- Gericht gestellt und zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt, Gerda Quernheim von Ramdor in den Zellenbau" gesperrt und später nach Auschwitz abgeschoben. Der Verbrechertätigkeit dieser beiden setzte die Aussage eines tschechischen. Häftlingsarztes aus dem Männerlager Ravensbrück ein Ende. Gerda Quernheim war zweimal schwanger gewesen, und zur Abtreibung hatte Rosenthal den Häftlingsarzt zu Hilfe gerufen, der dann dessen Verhaftung veranlaßte. Die Morde an Frauen und Neugeborenen hätten den SS - Arzt nie gestürzt, aber man wußte von systematischen Diebstählen der Goldzähne seiner Opfer zu berichten. Dadurch war er in die Interessensphäre mächtigerer SS - Räuber eingedrungen, und das mußte geahndet werden. Auch Dr. Schiedlausky kam fort von Ravensbrück . Die neuen SS - Ärzte begannen in Ravensbrück tschechische, deutsche, russische und polnische Häftlingsärztinnen zur Behandlung der kranken Gefangenen heranzuziehen. Dadurch verlor das Revier viele seiner Schrecken, wenn auch manche Häftlingsärztinnen sich in Ton und Gebaren bald wenig von ihren SS - Kollegen unterschieden. Und wenn es auch solche gab, die die Kranken ihrer Nation bevorzugt behandelten, so haben doch andere mit Aufopferung ihren Beruf ausgeübt, der unter den Bedingungen der letzten Konzentrationslagerjahre wahrhaft aufreibend und entmutigend war. An Bauch- und Flecktyphus, Tuberkulose und Dissenterie starben die hungernden Häftlinge dahin. Schon kamen wegen Platzmangel auf jeden Strohsack bis zu vier Frauen, und Bettwäsche gab es nur noch in den Blocks der Küchenarbeiter, der sogenannten„ ,, Kommandierten", die in SS - Büros arbeiteten und der Baracke der ,, alten" Politischen . Ein Bad begann zu den größten Seltenheiten zu gehören. Dafür aber durften die Häftlinge elf bis zwölf Stunden arbeiten und wurden immer dürftiger ernährt.
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Aus Furcht vor dem ,, Arbeitseinsatz" suchte ich nach der Genesung in eine gute" Außenarbeit zu kommen. Polnische Häftlinge, die mich kannten, boten mir einen Platz in der ,, Forstkolonne" an, und ich sagte begeistert zu. Es ging hinaus in den Wald zum Bäumefällen. Mutter Liberak, eine Seele von Mensch, die Beschützerin und wahre Mutter vieler Operierten", war unser Anweisungshäftling und ,, Shenja" die Aufseherin. Die hieß eigentlich Eugenie und stammte aus Ulm , war nicht mehr als neunzehn Jahre alt und ein harmloses, gutmütiges Ding. Gleich zu Beginn ihrer Aufseherinnentätigkeit wurde sie der Forstkolonne" zugeteilt. Die polnischen Häftlinge begegneten ihr mit Freundlichkeit, und ,, Shenja", wie sie sie nannten, war bald auf Gedeih und Verderb mit ihren Polinnen verbunden. Briefeschmuggeln wurde zur schlichten Selbstverständlichkeit. Mutter Liberak nahm fast täglich, trotz strengstem Verbot der SS, ein oder mehrere ,, Kaninchen" mit in den Wald. Natür
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