den Strafblock, Presserova kam gegen jede Erwartung frei, der ,, kleine Kutscher", seine Frau und Tochter ins Konzentrationslager, die an Anämie Leidende wurde aus dem ,, Bunker" entlassen, konnte sich aber nie wieder erholen und starb in Ravensbrück .
Die Tage, die wir, Maria Graf, Presserova und ich, die Zelle teilten, scheinen mir in der Erinnerung reine Heiterkeit gewesen zu sein. Wir sangen, ich lernte mit Geduld einige tschechische Lieder auswendig, wir teilten redlich unser Essen und jeden Abend kniete Maria am Boden sie war eine gläubige Katholikin und betete in sich versunken.
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Ohne weiteres Verhör wurde ich nach zehn Wochen aus dem ,, Zellenbau" entlassen. Ich begrüßte Lagerplatz und-straße, die Baracke, die Gefährten viel stürmischer als Jahre später die richtige Freiheit. Am Tage danach schon war ich krank. Der Körper protestierte gegen die tägliche Ernährung. Mit Innendienst" lag ich glücklich im Schlafsaal unseres Blocks auf dem weichen Strohsack, und Milena berichtete mir, daß man die Oberaufseherin Langefeld verhaftet und vor ein SS- Gericht gestellt hatte, sie wurde aber wegen mangelnder Beweise freigesprochen.
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Mit dem Gesundwerden ging es ziemlich langsam, trotzdem verließ ich am achten Tage die Baracke, um auf einen Polenblock zu gehen, denn Helena Korowa hatte mir eine Nachricht geschickt, daß sie mich in sehr dringender Angelegenheit zu sprechen wünsche. Sie zeigte mir unter Wahrung aller nur erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen ein Flugblatt der ,, Royal Air Force " mit der ,, Wahrheit über den Heß- Flug nach England". Polnische Häftlinge hatten es im Wald bei der Arbeit gefunden. Eine magische Wirkung ging von so einem Stück Papier aus, wenn man es im Konzentrationslager in Händen hielt.
Am nächsten Tag trat die Aufseherin der ,, Fürsorge", Schroors, an meinen Strohsack und befahl mir, sofort aufzustehen. Sie begann mein Bett um und um zu wühlen und schien nach beschriebenem Papier zu suchen. Es war nichts zu finden. Mir fiel es schwer, auf den Beinen zu stehen, so packte mich die Angst. Und richtig: nach der Untersuchung erfolgte die Aufforderung:„ Kommen Sie mit!"
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, Vorn" im Korridor, beim Dienstzimmer der neuen Oberaufseherin namens Klein- Träubel, standen Helena Korowa, ihre Tochter und Hallina Bella. Alle drei hatten zur Zeit der Langefeld in der Schreibstube gearbeitet. Ich kam auf keinen anderen Gedanken, als daß der Besitz des Flugblattes verraten worden sei und man meinen Gang in den Polenblock beobachtet hatte. Wir warteten stumm. Der Schutzhaftlagerführer Bräuning ging musternd an uns vorbei ins Büro der Oberaufseherin. Dann erschien eine Aufseherin und führte uns vier ohne jegliche Erklärung in den ,, Zellenbau" ab. Die Aufseherin Binz begrüßte mich voller
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