sation gegen den Lagerkommandanten Suhren und Schutzhaftlagerführer Bräuning, welche ich im Auftrag der Langefeld organisiert haben sollte und um kommunistische Agitation. Bei einem Verhör sagte Ramdor: ,, Ich habe fünf Todesurteile beantragt. Die werden aber nicht durch Er­schießen vollstreckt, sondern als abschreckendes Beispiel auf der Lager­straße durch Erhängen!"

Schon nach dem ersten Verhör war mir klar, daß die Langefeld ver­haftet sein mußte. Ich fragte einige Male die Bibelforscherin, wenn sie den Besen brachte, und endlich bestätigte sie scheu, daß die Oberauf­seherin nicht mehr im Amt sei.

In meinem Verlies hatte ich eine Nachbarin, die auf Klopfen ant­wortete, Betty Schneider, eine Asoziale. Die Wände wie auch der Fuß­boden des ,, Bunkers" eigneten sich vorzüglich zu Gesprächen von Zelle zu Zelle. Man wartete, bis vor den Zellentüren Ruhe eintrat, die Schritte der Aufseherin sich entfernt hatten. Dann hockte man sich an die Ecke beim Fenster und klopfte. Zu Beginn einigte man sich auf eine bestimmte Stelle an der Wand. Sprach der Nachbar, so preẞte man das Ohr oder zur Lautverstärkung den Aluminiumbecher fest an die Wand. In kurzer Zeit beherrschte man den Rhythmus von sprechen und hören.

Von Betty Schneider wollte Ramdor andere Aussagen erpressen. In die Kürschnerei des Männer- und Frauenlagers kamen waggonweise Pelze, die für Uniformen umgearbeitet wurden. Ihre ehemaligen Besitzer hatte man im Gas ermordet. In diesen Mänteln fand man die letzte Habe der verschleppten Menschen, Geld, Schmucksachen und Gold. Trotz streng­ster Weisung der SS, alles abzuliefern, und trotz aller Kontrolle war eine Zeitlang das Lager voller Ringe und anderer Wertgegenstände. Einige Männerhäftlinge hatten über die Bewachungssoldaten versucht, diese Wertgegenstände nach draußen zu verschieben. Sie wurden verraten und Betty Schneider als Mitwisserin denunziert.

Die Tage im Bunker vergingen. Auch in der Dunkelheit muẞte jede Stunde durchlebt werden. Das Brot war morgens ausgeteilt worden, sorg­fältig in drei Teile gebrochen: für den Morgen, das Mittag- und das Abendessen.

Betty klopfte. Ich lief zur Ecke und lauschte. Sie pochte gegen den Fußboden. Ich legte das Ohr auf die Dielen und hörte zu meiner Ver­wunderung eine Männerstimme: Betty, wie hast du geschlafen?" und dann Bettys Antwort: ,, Danke Karl! Gut! Aber schrecklich hungrig bin ich. Es ist erst der zweite Tag heute."- ,, Betty, jetzt ist es ganz still, die Binz frühstückt. Willst du uns nicht ein Lied vorsingen?" ,, Gern!" Und Betty sang: ,, Karelchen, mein liebes Karelchen..." Das hatte sie umgedichtet für den Karl da unten in der Zelle, denn eigentlich hieẞ es: ,, Peterlein, mein liebes Peterlein..."

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Karl kannte nicht die Betty und Betty nicht den Karl. In jeder stillen

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