Aussagen zu erpressen. Der Name Ramdor genügte, um die Frauen zittern zu lassen. Er spürte nach politischem Agitationsmaterial, er durchwühlte die Schränke und Strohsäcke, man munkelte, er suche nach einem geheimen Radioempfänger.
22. FÜNFZEHN WOCHEN DUNKELARREST
Mitte April sperrte Ramdor drei ,, alte" Politische, Rosl Jochmann, Maria Fischer und Maria Schwarz, in den Zellenbau. Zur gleichen Zeit holte man die Lagerläuferin Marianne Scharinger zur Kommandantur und verhörte sie durch Stunden. Marianne Scharinger war als Kriminelle im KZ. Die Gestapo hatte sie als Assistentin eines Arztes wegen Abtreibungen verhaftet. Und dieses Delikt gilt als kriminell. Marianne Scharinger konnte anscheinend den Drohungen in der Kommandantur nicht standhalten und machte belastende Aussagen gegen die Langefeld.
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etwas
Am Vormittag des 20. April hatte die Oberaufseherin Langefeld nach einem Telefongespräch mit der Kommandantur das Büro verlassen. Ich saß allein im Zimmer. Da bemerkte ich, wie über den menschenleeren Lagerplatz vom Revier her Milena auf die Schreibstubenbaracke zukam. , Was macht sie während der Arbeitszeit auf der Lagerstraße? Was will sie ausgerechnet in der Schreibstube? Es konnte nur Schlimmes geschehen sein, daß sie mich augenblicklich zu sprechen wünschte. Ich lief ihr entgegen in den Korridor: ,, Was ist denn passiert, Milena?!" ,, Gar nichts, aber es war mir plötzlich so bange um dich, ich mußte nachsehen, wie es dir geht!"- ,, Bitte, Milena, lauf zurück, ich habe Angst, man wird dich hier sehen!" Und als sie eben zögernd zur Tür hinausgehen wollte, bogen um die Ecke der Baracke, vom Lagertor kommend, Gestapomann Ramdor und die Aufseherin Löffler, seine Sekretärin. Ich stürzte ins Zimmer, und noch bevor ich mich an die Maschine setzen konnte, ging die Tür mit einem Ruck auf. ,, Kommen Sie sofort mit!" befahl Ramdor. Als ich zwischen der Aufseherin Löffler und Ramdor auf den Lagerplatz hinaustrat, stand, nur ein paar Meter von der Tür entfernt, unbeweglich, mit fassungslosem Gesicht, Milena.
Man führte mich in den ,, Zellenbau". In einem Vorraum durchsuchte Ramdor meine Schürzentaschen. Ich fragte: ,, Warum sperrt man mich in den, Bunker'?" ,, Das wagen Sie auch noch zu fragen?! Sie, die Sie systematisch Meldungen unterschlagen haben und Kassiber vernichtet! Wo sind die Strafverfügungen der Rudroff und Ambros geblieben? Wir sind hinter alle Ihre Schliche gekommen! Geheime Aktenzeichen haben Sie sich gemacht und fortgesetzt kommunistische Agitation betrieben!" Ich wollte beginnen, mich zu verteidigen, aber Ramdor schnitt mir das Wort ab: ,, Das ist noch lange nicht alles! Ich lasse Ihnen Zeit genug, sich in der Zelle zu überlegen, ob Sie lügen wollen oder nicht!"
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