die schwersten Arbeiten und waren deshalb am hungrigsten. Als ihnen nach der Flucht der Zigeunerin Weitz drei Tage Kostentzug zudiktiert wurden, löste das eine Welle von Haß gegen die Geflohene aus.
-
Es war schon Mittag, wir standen und froren. Der Wunsch nach ein wenig Wärme wird übermächtig, die Beine sterben ab, man kann keinen Gedanken mehr fassen. Auf dem Rasen hinter uns lagen die Ohnmächtigen in Reih und Glied, sie durften nicht in die Baracke gebracht werden. Da wird es plötzlich totenstill. Alles blickte in der Richtung zum Lagerplatz. Eine Gruppe von Aufseherinnen mit Hunden, daneben der Lagerkommandant, der Schutzhaftlagerführer und in der Mitte ein Häuflein Mensch, in zerfetzten Kleidern, läuft, springt, wird vorwärts gestoßen, die Hunde schnappen nach den Beinen, nach dem Kleid... So geht es über die ganze Lagerstraße durch das Spalier der entsetzt blickenden Häftlinge hindurch.
Und was dann kam, erfuhr ich erst später... Lagerkommandant Kögel jagte persönlich die Zigeunerin Weitz, die am ganzen Leibe von Hunden zerbissen war, in den Strafblock und sagte, an die dort stehenden Häftlinge gewandt: ,, Da habt ihr die Weitz! Ihr könnt mit ihr machen, was ihr wollt!" Und während wir mit verzerrten Gesichtern weiterstanden, schlugen Häftlinge des Strafblocks ihre Mitgefangene Weitz mit Fäusten, Schemeln und traten sie mit Füßen, bis sie blutüberströmt zusammensank. Nach vollendeter Tat erstattete die Blockälteste dem Kommandanten Meldung.- Das zerschlagene Menschenbündel wurde über die ganze Lagerstraße geschleift, und auf sie weisend erklärte vor jedem Block der Kommandant Kögel: ,, So geht es jeder, die einen Versuch macht, zu entfliehen!!"
-
Im Zellenbau starb die Zigeunerin Weitz nach einigen Stunden. Die SS hatte ein Exempel statuiert.
-
Während des ganzen Jahres 1940/41 gab es im KZ Ravensbrück nur 47 Tote, in späteren Jahren starben täglich 80 eines ,, natürlichen" Todes, von den Vergasten ganz zu schweigen. Aber von diesen 47 waren mehr als die Hälfte im Zellenbau erschlagen worden, erfroren oder verhungert. Die Häftlinge, die im Krankenrevier arbeiteten, mußten die Leichen aus den Zellen holen, und da fanden sie sie am Boden festgefroren, oder in Noch in Block 2 sah ich Säcke gesteckt, oder zu Mumien verhungert. das erste Mal den Körper einer Frau nach 25 Stockhieben. Gesäß und Oberschenkel waren schwarzblau unterlaufen, an vielen Stellen geplatzt und mit Blut verkrustet. Diese Frau hatte auf einem anderen Block gestohlen ein Kuchenbrot vom Einkauf. Mit bleichem, gedunsenem Gesicht und hervorquellenden Augen lehnte sie am Tisch während sie uns erzählte, denn sitzen konnte sie nicht; und als die dumme Blockälteste ihr eine Moralpredigt über ,, Diebstahl und seine Folgen" hielt, antwortete sie: ,, Blockälteste, ich bin bestimmt unschuldig, denn als ich
194
-
-


