Sie holten mich in ein Zimmer, wo nur Politische waren, aber es gab nur einen Platz auf der Erde.
Am nächsten Morgen machte man den Feldscher auf mich aufmerksam, der meinte trocken:„ Es wird wohl Brzelose sein." Am Tag darauf hielt er Malaria für wahrscheinlicher und am dritten Tag, als ich anfing Blut zu spucken, war er überzeugt, daß es was an der Lunge sei. So lud man mich mittags auf den Ochsenwagen, auf dem die dreckige Essentonne stand und band mich mit einem Strick daran fest, damit ich nicht herunterfiele. Im Krankenhaus mußte sich jeder Ankömmling waschen, da ich aber ohnmächtig ankam, war das unterblieben.
Endlich lag ich in dem so heiß ersehnten Bett mit richtigem Laken, aber ach, auch mit unzähligen Wanzen und Läusen in der Wäsche. Das merkte ich aber erst nach vielen Tagen, als ich wieder zum Bewußtsein kam.
In den Fieberphantasien hatten sich die Räder meines Ochsenwagens tief in den Sand gewühlt, es wollte und wollte nicht weiter gehen, so daß ich alle Hoffnung verlor.„ Es hat ja keinen Zweck mehr!" sagte ich zu der anderen, denn ich war in zweifacher Gestalt um diesen steckengebliebenen Karren bemüht. Mein anderes Ich aber protestierte: ,, Wir müssen weiter!" und sie schrie aus Leibeskräften„ Zobi- Zopp!" Wenn ich etwas zu mir kam, suchte ich im ganzen Raum nach der zweiten. Als der Arzt des Krankenhauses, ein politischer Häftling, die Neueingelieferten besuchte, sagte man ihm, daß ich eine ,, Njemka"( Deutsche) sei. Er sprach deutsch mit mir: ,, Wo sind Sie zu Hause? Ich kenne Deutschland sehr gut, habe in Leipzig studiert." So ging er an keiner Kranken vorbei ohne ein ermunterndes Gespräch, und auch nachts kam er zu den Schwerkranken.
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In der Zeit, die ich im Krankenhaus" zubrachte es war etwas größer und höher gebaut als die gewöhnlichen Häftlingsbaracken gab es mehrere Räume mit Brzelosekranken. Das Aussehen dieser Menschen glich auf ein Haar den Fotos, die man aus deutschen Konzentrationslagern zeigt. Als ich mich nach vierzehn Tagen das erstemal an der Wand des Korridors entlang tastete, saß da auf einem Schemel ein bis zum Skelett abgemagerter Mann und las in der„ Prawda". Das war die erste Zeitung, die mir in Burma zu Gesicht kam. Ich bat den Mann, sie mir zu leihen. Er blickte mich erstaunt an, wohl wegen des deutschen Akzents und fragte: ,, Sind Sie die Deutsche dort aus dem Raum?"" ,, Ja, wes,, Sie laufen schon wieder herum? Ich hätte nie gedacht, daß Sie noch einmal auf die Beine kommen könnten!" Er erzählte mir, daß er Arzt sei und vertretungsweise vor einer Woche die Visite gemacht habe, und so auch in unserem Raum gewesen sei. Er war schwer an Brzelose erkrankt und schon seit Monaten im Krankenhaus.
halb?"
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