und Transport hatte sich sehr verändert. Ihr hübsches, aber nacktes Gesicht hatte seinen Reiz verloren, es war nur noch brutal. Sie weinte ein wenig und erzählte mir von ihren verschiedenen Lagermännern: zuerst war es der Lagerläufer, ein Krimineller, dann ein Politischer, aber der ging auf Transport, und dann ein anderer, aber der behauptet, daß das Kind, das sie erwartete, nicht von ihm sei. ,, Und zu Hause habe ich meinen Jungen. Was wird werden, wenn ich wieder einmal in die Freiheit komme?" Sie war zu drei Tagen verurteilt, man hatte sie mit einem Mann erwischt.
12. DAS KRANKENHAUS VON BURMA
..NICHT MEHR FÜR SCHWERE KÖRPERLICHE ARBEIT ZU VERWENDEN"
Dsagnidse, der georgische Lehrer, den ich schon aus der Zeit kannte, als Boris noch in Burma war, kam von einem Unterabschnitt zurück. Abends nach Arbeitsschluß unterhielten wir uns noch ein wenig. Dsagnidse war krank. Um mit ihm zusammen sein zu können, versuchte ich, von den Sackträgern fortzukommen, was mir auch gelang. Wir kamen zum Getreideumschaufeln. Im Staub der Steppengerste, oben unter dem Dach des Speichers, war es zum Ersticken. Man konnte kaum seinen Nebenmann erkennen. Von Zeit zu Zeit stürzte ich zur Tür, um Atem zu schöpfen. Mein Brustkorb schmerzte seit einigen Tagen. Der Brigadier brüllte mich an: ,, Dawaj, mach daß du an die Arbeit kommst!" Dsagnidse bat den Brigadier, einen Kriminellen, mich hinaus zu lassen und versprach ihm dafür Tabak. Daraufhin ließ man mich in Ruhe. Am nächsten Morgen, als der Aufseher durch die Baracke brüllte:„ He, Weiber, auf!" mußte ich alle Kraft zusammennehmen, um auf die Beine zu kommen. Beim Appell meldete ich mich krank. Der Feldscher gab mir das Fieberthermometer. Es zeigte nur 37,5 Grad, doch erst ab 38 durfte man in der Baracke bleiben. Also wieder in den Getreidespeicher. Dort gab es wenigstens einen Menschen, der mich bedauerte, der mich vor dem Brigadier und den Soldaten schützte. Mittags ging es zurück in den Strafblock. Ich glühte vor Fieber. Irgendwo trieb Dsagnidse ein Fieberthermometer auf und jetzt hatte ich wirklich über 40 Grad Fieber. Glücklich und zufrieden ließ ich mich ins Ambulatorium führen und meldete mich krank. Da lag ich auf den erbärmlichen Brettern im Schüttelfrost und halber Bewußtlosigkeit. Als ich am Abend zu mir kam, stand am Fußende der Bretter Dsagnidse und fragte, wie es mir ginge. Ich erwachte entsetzt:„ Um Gotteswillen, mach, daß du raus kommst, wenn man dich hier erwischt!" Und schon kam eine Wache, die ihn mit den gemeinsten Schimpfworten hinaustrieb.
Dsagnidse ging zu einigen politischen Häftlingen und veranlaẞte, daß man mich in einen anderen Raum brachte, weg von den Kriminellen.
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