genannten Strafabschnitte beförderte. Die anderen, meistens Politische, hatten als strafverschärfend den Vermerk pod konvoj"( unter Be­wachung) in ihren Akten. Hier war der Gegensatz zwischen Politischen und Kriminellen oder Asozialen ganz besonders scharf. Der Natschalnik des Strafblocks war ein wegen Unterschlagung verurteilter Krimineller. Er förderte, wo er nur konnte, die Kriminellen. Wenn sie sich weigerten, zur Arbeit zu gehen, drückte man ein Auge zu, wenn Lagerkleidung aus­geteilt wurde, erhielten zuerst die Kriminellen etwas, Kriminelle waren hauptsächlich ,, Brigadiere". Das waren jene Häftlinge, die für die Arbeit in einer Kolonne verantwortlich sind und aufschreiben, ob der Häftling sein Pensum geschafft hat oder nicht, außerdem muß er jedem Mitglied der Kolonne die Arbeit anweisen. Es sind die gleichen Typen wie im deutschen Konzentrationslager die Kapos. Den Insassen des Strafblocks war es verboten, aus dem Lebensmittelladen einzukaufen. Für die Krimi­nellen galt das nicht, sie hatten ihre Verbindungen, und der Natschalnik duldete es schweigend. Gegen Diebstähle wurde natürlich kein Finger gerührt.

Unter den Kriminellen und Asozialen waren Elemente, die in kurzen Abständen immer wieder im Strafblock landeten. Strafblock gab es: für Liebe drei Tage Gefängnis und einige Tage Strafblock, für Saufen bis zu einigen Wochen, für Arbeitsverweigerung im Wiederholungsfalle bis zu drei Monaten, für Aufsässigkeit gegen die Bewachungsmannschaften bis zu drei Monaten. Für fünfundzwanzig Arbeitsverweigerungen Er­schießen.

Mit diesen Menschen in einer Baracke zusammen wohnen zu müssen, ist die ärgste Strafe. In der ersten Zeit hatten sich die Politischen noch keinen eigenen Raum in der Hütte erobert.

Die Zahl der Häftlinge im Strafblock wechselte ständig, sie schwankte zwischen einigen hundert und nur fünfzig Menschen. Vom Strafblock gingen Transporte auf die Unterabschnitte zu den schlimmsten Arbeiten. Die alten Häftlinge schaffte man in Invalidenabschnitte, wo sie nur 200 Gramm Brot täglich erhielten und bei ,, leichter Arbeit" verhunger­ten. Schwer Syphiliskranke, und davon gab es eine Menge, kamen auf die Abschnitte für Geschlechtskranke.

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Gegen drei Uhr morgens klang durch die fahle Steppendämme­rung ein Trompetensignal. Der Weckruf von Burma. Es war der erste Morgen im Strafblock. ,, Dawaj baby, stawajtje!"( Los Weiber, auf­stehen!) brüllte der Starosta und schlug mit der Faust an die Tür des Barackenraumes. Gott sei Dank, daß diese Nacht vorüberging! Auf den unebenen Brettern konnte man keine Schlafstellung finden, um auf dem Rücken zu liegen, gab es zu wenig Platz, die Knochen waren wie wund­

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