verhältnismäßig hohe Lehmbaracke mit richtigen Fenstern und sauberem Bewurf, das war das Krankenhaus des Rayonabschnittes Burma. Die breite Lagerstraße, die fast einen Kilometer lang war, wurde auf beiden Seiten von großen und kleinen Häusern und Lehmbaracken eingesäumt. Da gab es Häuser mit Gardinen an den Fenstern: das Haus des Kom­mandanten Serikow und des Natschalniks der NKWD , dann die Unter­künfte der Bewachungsmannschaften, das Verwaltungsgebäude und ein Kino, in das manchmal angeblich auch Häftlinge gehen durften, drei Küchenbaracken und in deren Umgebung Haufen über Haufen von Ab­fällen und Dreck. An eine Küche war eine weiträumige Baracke mit leeren Fensterhöhlen und ohne Türen angebaut, die anscheinend ein Speiseraum hatte werden sollen, wo jetzt aber in allen Ecken Schmutz­haufen und Menschenkot lagen. Daneben eine Frauenbaracke, die in kleine Räume für ungefähr 15 Menschen eingeteilt, aber derart überfüllt war, daß es für die Neuankömmlinge keinen Platz mehr gab. Außer dieser waren im Rayonabschnitt Burma noch zwei andere Frauen­baracken, eine davon lag auf dem kleinen Hügel jenseits eines gestauten Teiches. An der großen Lagerstraße befand sich noch eine Männerbaracke und dahinter ein Gestüt mit großen, gut gebauten Pferdeställen. Über­haupt waren die Unterkünfte für die Tiere bei weitem besser als für die Häftlinge. Auf der anderen Seite der Straße lagen große Getreide­speicher, eine Reparaturwerkstatt für landwirtschaftliche Maschinen mit einer Schmiede und einem hohen Schuppen für die Erntemaschinen. Auf dem Platz vor diesem Schuppen standen alle nur erdenklichen Arten von modernen landwirtschaftlichen Maschinen, wie Traktoren, riesigen Pflügen, Säh- und Mähmaschinen. Am äußersten Ende der Straße war in einer kleinen Baracke der Larjok", ein Lebensmittelladen für die Be­wachungsmannschaften und einer für die Häftlinge. In einem Raume daneben hatte es früher einmal eine Bibliothek gegeben, aber die war jetzt geschlossen. Abseits der Straße war eine durch Dynamo getriebene Getreidemühle und daneben noch einmal ein großer Getreidespeicher. Der Dynamo erzeugte am Abend Licht, aber nur für die Lagerobrigkeit, in den Häftlingsbaracken brannten Petroleumfunzeln. Jenseits des kleinen Sees lagen auf dem Hügel mehrere stabil gebaute Kuh- und Schafställe. Mitten durch das Lagergebiet führten Eisenbahnschienen, und jenseits dieser Schienen lagen nochmals eine Reihe Baracken und hinter einem dichten Stacheldraht der Strafblock und das Gefängnis des Rayonabschnittes.

Trotzdem an diesem ersten Tag die Wintersonne auf dem Schnee nur so glitzerte und ein hoher blauer Himmel sich über Burma wölbte, waren wir zu Tode traurig und verzweifelt in dem sicheren Gefühl, nie wieder lebend aus dieser Einöde herauszukommen.

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Uns überraschte, daß es in Burma weder Lagermauer noch Stachel­