B) Der Aufbau innerhalb der Katholiken

Im vorher Gesagten ist schon wiederholt auch der katholischen Ge­meinde gedacht worden.

Da von den Männern, die sie aufgebaut und geleitet haben, wohl keiner zurückgekehrt ist, wird kaum eine geschlossene Darstellung der Geschichte dieser Gemeinde zu erwarten sein.

Es soll daher versucht werden, sie kurz darzustellen, so gut es einem Außenstehenden möglich ist, der zwar bei dem äußeren Aufbau mit diesen Männern bei gemeinsamen Aufgaben zusammengearbeitet, aber am inneren Leben ihrer Gemeinde nicht teilgenommen hat.

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Der Aufbau der katholischen Gemeinde ist in erster Linie dem In­genieur Gerson und dem Staatsanwalt Dr. Donath zu verdanken. Ger­son, aus Deutschland , war in Wien als technischer Lehrer, Donath, Wiener , Sohn eines Obersten, war im Justizministerium beschäftigt ge­wesen. Beide waren in katholischen Instituten erzogen und hatten weit­gehende dogmatische und kirchenrechtliche Kenntnisse. Die Sachlage war für die zahlenmäßig größere katholische Gemeinde natürlich eine ganz andere als für die evangelische Gemeinde. Weil ein geweihter Prie­ster fehlte, gab es keine nur einem solchen zukommende Tätigkeit, auch keine Sakramentenspendung, insbesondere konnte weder die Messe ge­lesen noch Absolution erteilt werden. Die eigentliche Liturgie konnte daher nicht abgehalten werden, man mußte sich auf gemeinschaftliche ,, Andachten" beschränken; sie wurden aber so weit ausgestaltet, wie es unter den gegebenen Umständen möglich war. Besonderer Wert wurde dabei auf den Chorgesang gelegt, für den planmäßig Übungen stattfan­den. Die Predigten wurden von Gerson, Donath, dem Prager Ingenieur Chietz und anderen abgehalten.

Neben den Andachten fand einmal wöchentlich eine Christenlehre

statt.

Die Seelsorge war in den Händen von Gerson und Donath. Außer­dem war man in der Caritas tätig, für die im Gegensatz zu der evan­gelischen Gemeinde bessere Möglichkeiten vorhanden waren, schon weil gelegentlich vom Erzbistum Wien zur Verteilung verwendbare Nah­rungsmittelpakete kamen.

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Endlich wurden Gemeindeabende veranstaltet und eine Zweiggesell­schaft der Leo- Gesellschaft" gegründet. Dort wurde eine Reihe von Vorträgen über, Christliche Personen" und auch allgemein- kultureller Art gehalten. Von evangelischer Seite beteiligte man sich mit einem Vor­trag über Luther sowie einem über ,, Kunst und Religion".

Besondere Verdienste um die katholische Gemeinde hat sich auch Herr Ruschkewitz, ein junger Kaufmann aus Westfalen, erworben. Er war mit nimmermüder Hingabe und steter Bereitwilligkeit in allen Dingen behilflich und scheute sich trotz abnehmender Gesundheit vor keiner Mühe und Anstrengung, übernahm auch als Gerson und Dr. Donath weggekommen waren

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die Leitung der Gemeinde.

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