I. THERESIENSTADT

Theresienstadt liegt an der Eger, unweit von Leitmeritz an der Elbe , in einer fruchtbaren Landschaft Böhmens . Es ist eine von Kaiser Jo­ seph II. auf geometrischem Grundriß erbaute kleine Festungsstadt, in ihrer alten Anlage umschlossen von Festungswällen und Gräben.

Der Ort enthält eine Reihe zum Teil architektonisch ausgezeichneter Kasernen, mit großen von Galerien umgebenen Höfen, eine schöne Kirche mit anmutigem Turm auf weitem Marktplatz und eine Menge kleiner Privathäuser, vielfach in bestem josefinischem Stil. Ringsum schauen die Höhenzüge des Mittelgebirges in die Straßen hinein. Die Zahl der Ein­wohner außer der Besatzung belief sich auf etwa fünf- bis sechs­tausend Menschen.

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Dieses Theresienstadt wurde, wie Hitler einmal verkündete ,,, den Juden geschenkt"; die Häuser waren zu dem Zweck enteignet und die Bewohner evakuiert.

Demgemäß wurde es Ende 1941 zum ,, Ghetto " erklärt; eine Bezeich­nung, die später in ,, jüdische Siedlung" verändert wurde.

Bis zum Ende sind schätzungsweise einhundertundfünfzig- bis einhun­dertundsechzigtausend ,, Juden" hindurchgekommen, bei ständigem Wech­sel zwischen Antransport und Abtransport.

Die Zahl der Insassen schwankte daher zwischen dreißigtausend und fünfzig- bis sechzigtausend; darunter waren Menschen vom frühen Kin­desalter bis zum höchsten Greisenalter, Gesunde und Kranke, Sieche und Kriegsbeschädigte, unter ihnen viele Blinde und schwer Amputierte.

Die Sterblichkeit war, besonders im ersten Jahre, sehr groß; in diesem Jahre starben etwa fünfunddreißigtausend Insassen, schätzungsweise fünfundzwanzigtausend, vor allem Alte und Sieche, sind an Unterernäh­rung und infolgedessen eingetretener Widerstandslosigkeit gegen Krank­heiten und Seuchen gestorben.

Theresienstadt hatte nicht den Charakter der verrufenen Konzentra­tionslager, es war vielmehr eine nach den Anweisungen und unter der Aufsicht der SS. geführte städtische Selbstverwaltung.

Die SS. trat im allgemeinen und grundsätzlich mit den Einwohnern, die nur jede Uniform zu grüßen hatten, nicht in Berührung, sondern nur mit den Verwaltungsorganen.

Mißhandlungen kamen nur vereinzelt vor, zum Beispiel bei Außen­arbeiten, wenn jemand das Mißfallen eines kontrollierenden SS.- Mannes durch die Art seiner Arbeit oder durch eine Übertretung erregte oder wenn jemand beim Rauchen das anfangs sogar unter Todesstrafe

verboten war

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ertappt wurde.

Anders soll es in der ,, kleinen Festung" zugegangen sein, einem außer­halb der Stadt gelegenen Festungswerk, wohin Personen wegen schwere­

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