rer Vorwürfe gebracht wurden. Ganz im Anfang, im Januar 1942, wur­den allerdings siebzehn Insassen gehängt, darunter ein siebzehnjähriger Junge, weil er eine Karte an seine Mutter ,, ich habe Hunger" durch­geschmuggelt hatte!

Die Außenpolizei war in den Händen von tschechischen Gendarmen und einer ,, Ghettowache".

Die Verwaltung führte ein von der SS. eingesetzter ,, Altestenrat" unter Leitung des ,, Judenältesten", also eine Art Magistrat, der in die verschiedensten Verwaltungen zerfiel, wie Finanzwesen, Arbeitszentrale, Gesundheitswesen, Fürsorgewesen, Elektrizitätswerk, Wasserwerk, Bau­abteilung, Materialverwaltung, Beerdigungswesen und so fort. Auch ein Gericht, das ,, Ghettogericht", fehlte nicht.

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Das so im Laufe der Entwicklung durchorganisierte Gemeinwesen war völlig kommunistisch ,,, kollektiv" wie es genannt wurde aufge­baut. Geld gab es nicht der Besitz von solchem war unter strengen Strafen verboten, außer einem formellen Ghettogeld", das nur Ver­rechnungsbedeutung für die Gutschrift von Arbeitslohn und für den kontrollierten Bezug von Kleidern, Wäsche, Schuhen, Galanteriewaren, die aus den Nachlässen stammten, auf Grund von aufgerufenen Num­mern hatte. Auf die Guthaben wurden allerdings bei der Auflösung von Theresienstadt gewisse Beträge in Tschechenkronen ausgezahlt. Privat­eigentum gab es nicht, außer an den für den persönlichen Gebrauch dienenden Sachen. Alle Hinterlassenschaften fielen in die ,, Gemeinschaft". Grundsätzlich und behördlich bestand bis zum fünfundsechzigsten Le­bensjahre Arbeitspflicht.

Bei vollkommener Gleichstellung aller Personen ohne Unterschied in bezug auf Vorbildung, Herkunft, Amt oder Beruf, wurden Professoren, Künstler, Ärzte, Großindustrielle und ihre Frauen als Straßenarbeiter, Klosettwarte, Kartoffelschälerinnen und anderes eingestellt; ebenso häu­fig wurden Personen ohne jede sachliche Berufung in gehobenen Stellen verwendet. Soweit aber der Bedarf es forderte, wurden qualifizierte Persönlichkeiten ihrer Eignung entsprechend verwandt. Die Finanzierung des Gemeinwesens ruhte auf großen in Prag vorhandenen Guthaben, die aus den in Deutschland und Böhmen den Juden abgenommenen Ver­mögen stammten, und aus denen die SS. die Mittel gewährte, welche in dem Verkehr mit der Außenwelt Bezug von Nahrungsmitteln und Materialien erforderlich waren.

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Die Einwohner alles ,, Juden" im Sinne der Nürnberger Gesetze - waren ein buntes Gemenge völlig ungleichartiger Menschen. Gelehrte, Künstler, hohe Beamte, Schriftsteller, große Industrielle und Kaufleute waren vermischt mit Angehörigen des mehr oder minder gebildeten jüdischen Mittelstandes und einer großen Anzahl von noch völlig ,, öst­lich" anmutenden Personen. Im großen ganzen war daher die Menge nur zusammengehalten durch das unter dem Druck der Verfolgung ver­stärkte und vielfach erneute Bewußtsein, Jude" zu sein.

Dieses Bewußtsein war natürlich bei dem Teile, der noch konfessionell

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