hiesigen Gemeinde gestern geprüft worden. Als Ergebnis dieser Prüfung teile ich Ihnen im Auftrag von Herrn Dr. Goldschmidt folgendes mit: 1. Es dient sicherlich zur Vertiefung der Kenntnisse der Heiligen Schrift, wenn hier Bibelstunden abgehalten werden. Wir hätten auch längst Ihrer dahingehenden Bitte entsprochen, wenn die Raum­frage dies gestattet hätte. Diese Frage ist auch jetzt noch nicht ge­löst. Um aber wenigstens einen Anfang zu machen, so haben wir beschlossen, Ihnen an jedem 2. Gemeindeabend, erstmalig also am Mittwoch, 10. November 1943, in der zweiten Hälfte des Abends, also von 7 Uhr bis 3/48 Uhr, unseren Raum zur Bibel­stunde zur Verfügung zu stellen. Wir würden unseren Gemeinde­abend dann pünktlich um 7 abends schließen, so daß Sie im An­schluß daran die Bibelstunde gleich beginnen könnten. Wir glauben, daß diese 3/4 Stunden an jedem 2. Mittwoch wohl ausreichend sind, und wir würden dann unsererseits nicht ganz auf den wöchentlichen Gemeindeabend zu verzichten brauchen. Es handelt sich, wie nicht besonders betont zu werden braucht, zunächst um einen Versuch, und wir hoffen, daß er zur allseitigen Zufriedenheit sich auswirkt. 2. Was Ihren Wunsch, gelegentlich das Wort als Prediger zu ergrei­fen, anlangt, so haben wir uns dahin verständigt, von Ihrem freundlichen Anerbieten keinen Gebrauch zu machen.

Wir glauben, daß in der eigenartigen Lage, in der wir uns hier in Theresienstadt befinden, die Einheitlichkeit der Schriftdeutung unter allen Umständen gewahrt werden muß. Ihr Wunsch, gelegentlich einmal hier zu predigen, muß gegenüber diesem Bestreben zurückstehen.

Es würde uns sehr freuen, wenn Sie sich dazu entschließen würden, sich diese unsere Auffassung zu eigen zu machen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

Dr. St.

Damit war die Spannung beseitigt und Hamburger begann mit seinen Bibelstunden. Er las und erklärte noch, vor einem kleinen Kreise, ein­gehend den Anfang des Markusevangeliums, mußte aber sehr bald wegen Krankheit aufhören. Auch er, ein großer und starker Mensch, ist rasch ein Opfer der Unterernährung geworden, unter der er schwer litt. Seine Schwäche nahm ständig zu, und nach langem Krankenlager starb er an Tuberkulose .

Ich habe ihn oft im Krankenhause aufgesucht. Stets war er mit theo­logischer Literatur beschäftigt, auch las er das Alte und das Neue Testa­ment in der Ursprache. Die Hoffnung hat ihn nie verlassen, und über seinen Zustand war er sich kaum klar. Ganz kurz vor seinem Ende gab ich ihm das Abendmahl ich glaube nicht, daß er es als Sterbesakra­ment ansah, und die Hingabe dieses schon fast vollendeten Menschen war erschütternd, und ohne Klage, wie ein Gebet, äußerte er, Gott habe ihn verschmäht.

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