bereits am Tage nach seiner Ankunft zum Ausdruck gebracht habe und geäußert habe, daß er den Auftrag habe, hier eine Gemeinde und Gottes­dienste einzurichten. Im Zusammenhang hiermit verlas er einen Brief des Dr. Hamburger an ihn, worin dieser den Vorfall am vergangenen Mittwoch bedauert und bat, seinerseits in der Angelegenheit sprechen zu dürfen.

Danach trat auch Fräulein Dinter dem Antrag des Dr. Kobrak ent­gegen und bat, alles beim alten zu belassen.

Schließlich ergreift Dr. Wollstein das Wort und sagt, daß es nicht richtig sei, in einer Zeit, wo den Juden die Synagogen ausgeplündert worden seien und den Christen der Mund verboten sei, hier in unserer Gemeinde in Theresienstadt Uneinigkeit zu schaffen. Wir wollten doch froh und dankbar sein, daß wir hier in diesem jüdischen Lager unan­gefochten Sonntag für Sonntag unsere Gottesdienste unter der bewähr­ten Leitung des Dr. G. abhalten könnten. Es zeige sich ja auch in diesem Gremium, daß wir alle hinter Dr. G. ständen.

Nach einer kurzen Gegenerklärung des Dr. Kobrak, in der er darauf hinwies, daß er auch ein Gremium in seinem Sinne zusammen berufen könne(!), und der Erwiderung des Dr. Goldschmidt, daß das Gremium ja schon vor dem Zwischenfall vom Mittwoch zusammenberufen worden sei, und daß er, Goldschmidt, seine ,, Diakonen" zu der Besprechung ein­geladen habe, schloß Dr. Stargardt die Diskussion mit den Ausführun­gen: Der Antrag Dr. Kobrak sei hier abgelehnt, wir wollten es dabei bewenden lassen, daß Dr. Goldschmidt allsonntäglich predige. Unser Herrgott habe ihm die Gnade gegeben, trotz seines Alters wir hätten ja schon vor längerer Zeit hierselbst seinen 70. Geburtstag gefeiert körperlich und geistig auf der Höhe zu bleiben. Wenn er einmal, was Gott verhüten möge, durch Krankheit oder sonstwie verhindert sei, am Sonntag zu predigen, sei ja Zeit und Anlaß, einen anderen mit der Lei­tung unseres Gottesdienstes zu betrauen. Solange er aber gesund sei, solle er wie bisher zu unserer Freude und Erbauung weiter die Gottes­dienste leiten und uns das Wort Gottes verkünden. Er schloß mit 1. Korinther 1. 10-13.

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Danach wandte sich die Besprechung den anderen Punkten der Tages­ordnung zu( Gemeindeabend, Religionsunterricht, Karthotek, Vormund­schaft über evangelische Vollwaisen). Um 3/48 Uhr wurde die Bespre­chung beendet.

gez.: Dr. Stargardt.

An Dr. Hamburger sandte Stargardt das folgende Schreiben:

Herrn Dr. Georg Hamburger Theresienstadt Bahnhofstraße 11.

Sehr geehrter Herr Hamburger!

Theresienstadt, 3. November 1943.

Ihr wiederholtes Anerbieten, gelegentlich eine Predigt zu übernehmen und regelmäßig Bibelstunden abzuhalten, ist von den Vertretern unserer

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