langen stellen, als solcher. bei uns zu predigen. Das aber würde gerade die bisherige wundervolle Einheit unserer Gemeinde, die sogar mit der hiesigen katholischen Gemeinde in vorbildlicher Harmonie lebe, gefähr­den. Dr. Stargardt bat nun Dr. Kobrak, seinen Antrag zu begründen.

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Dieser führte aus, daß er im Gegensatz zu Dr. Stargardt kein von diesem gemaltes Schreckgespenst befürchte, wenn auch andere einmal predigen, er erwarte gerade eine Bereicherung unseres gottesdienstlichen Lebens, wenn auch andere zu Worte kämen. In anderen Städten könne man sich ja auch andere Prediger und andere Kirchen aussuchen, um einmal einen anderen Prediger anzuhören. Dr. Goldschmidt, der noch so viele andere Aufgaben habe, könne gar nicht 52 Sonntage hindurch predigen und es sei auch nicht möglich, daß er immer wieder Neues bringe. Er, Dr. Kobrak, sei auch nicht immer mit allem einverstanden, was Dr. G. sage dies solle ebenso wenig ein Vorwurf gegen Dr. G. sein wie gegen ihn( Kobrak) selber und auch andere hätten schon deswegen sich vom Gottesdienst ferngehalten, weil sie nicht alles, was Dr. G. predige, billigen. Dr. Kobrak erzählte, daß seine jetzt in England lebende Tochter ihm mitgeteilt habe, daß sie der Anglikanischen Hoch­kirche beitreten würde, er würde es also sehr begrüßen aber gar nicht aus persönlichen Gründen wenn einmal ein hier etwa vorhandenes Mitglied der Anglikanischen Hochkirche den Gottesdienst abhalte. Er trete gar nicht speziell für Dr. Hamburger ein, halte es aber doch für richtig, diesen einmal predigen zu lassen, da er von der Dahlemer Ge­meinde dazu ermächtigt worden sei. Er beantrage, daß jeden Monat einmal ein anderer als Dr. Goldschmidt predige.

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Dr. Stargardt bat nunmehr die anderen, sich zu diesem Antrage zu äußern. Zuerst ergriff Fräulein Frankau das Wort, widersprach dem Antrage mit dem Hinweis, daß wir die ganze Einrichtung und Durch­führung unserer Gottesdienste Dr. Goldschmidt zu verdanken hätten und schon aus diesem Grunde keinen Anlaß hätten, andere als ihn pre­digen zu lassen. Die meisten seien auch ganz mit seinen Ausführungen einverstanden; wer es nicht sei, möge eben fernbleiben. Sie sei von Ge­burt treue Protestantin; hier aber komme ihr wieder einmal der Vorzug der Katholischen Kirche zum Bewußtsein, die einen Papst habe, der eben alles zu bestimmen habe. Da könne nicht jeder kommen und etwas be­sonderes beanspruchen. Für uns sei Dr. Goldschmidt hier unser Haupt; wir wollen ihn auch weiter in unseren Gottesdiensten predigen lassen in der bisherigen Weise.

Auch Herr Proskauer trat dem Antrage Dr. Kobrak entgegen und wies darauf hin, daß wir nicht bloß um der Dankbarkeit willen, zu der wir Herrn Dr. Goldschmidt verpflichtet seien, weiter treu zu ihm hal­ten sollten, sondern auch um deswillen, weil die überwiegende Mehrheit der Gemeindemitglieder durchaus mit seinen Predigten einverstanden sei, was ihr ständig zunehmender Besuch unserer Gottesdienste, in denen die Sitzplätze nicht mehr ausreichen, beweise. Er kam dann auf den Wunsch des Dr. Hamburger, hier zu predigen, zu sprechen, der diesen Wunsch

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