der schlimmsten Konzentrationslager, die Deutschland unterhielt. Juden wurden zur Hinrichtung nach Dachau gebracht, politishe Gegner kamen wegen geringfügiger Äußerungen in das gleiche Lager. Ebenso sind international bekannte Persönlichkeiten, die sich in Gegensatz zu den Nazis gesetzt hatten, von der Gestapo hinter den Stacheldraht geschafft worden.»

Ein holländischer Gefangener, der zweieinhalb Jahre in Dachau saß, nannte eine Anzahl berühmter Männer, die durch das Lager Dachau gegangen waren. Kurt von Schuchnigg, der österreichische Kanzler von 1934 bis 1938, zählte bis vor kurzem zu denGästen. Der österreichische Kanzler wurde aus Dachau evakuiert und in eine kleine italienische Stadt nahe der Schweizer Grenze gebracht. Mit ihm teilten dasselbe Los Leon Blum , der letzte Mini- sterpräsident Frankreichs , und der frühere Reichsfinanzminister Dr. Hjalmar Schacht . Alle drei waren in Dachau eingesperrt gewesen. Auch der hollän- dische Kriegsminister und Prinz Leopold von Preußen lernten die Schrecken des Konzentrationslagers kennen. So geriet der Prinz in Haft, weil er den englischen Rundfunk hörte. Aber dies war die Aristokratie, und sie erhielt eine bevorzugte Behandlung durch die Wache. Man brachte dieAristokraten in einen Raum von der Größe einer Kleidergarderobe mit: primitiven Bett- stellen unter. In diesem Raum gab es auch fließendes Wasser, das aller- dings sehr oft nicht funktionierte. Die einfachen Leute dagegen wohnten in Dachau schlechter als die Wachhunde, die das Krematorium des Lagers hüteten. In den Quartieren der Gefangenen herrschte das Gemisch vieler Gerüche, der Gestank alten Schweißes, der Geruch von Kleidern, die niemals gewaschen wurden, die Ausdünstung von kranken Körpern. Über allem schwelte der üble süßliche Geruch des Todes. Ein Raum, der nicht größer war als ein normales Wohn- und Eßzimmer, faßte jede Nacht 150 Männer. Hier schliefen sie, manche von ihnen auf groben Brettern in fünf Abtei- lungen übereinander. Jede Liegestatt ist etwa 60 cm breit und ungefähr 45 cm von dem oberen Lager. entfernt.

Die kein Lager fanden, schliefen auf dem Fußboden, auf und unter dem Tisch. Sie preßten ihre ausgemergelten Körper in die kleinsten Zwischen- räume. Nachts wurden die Häftlinge oft aus den Räumen getrieben, wenn die Wache irgend jemand wispern hörte. Dann mußten die Gefangenen in der frostigen Luft stillstehen und gemeinsam hundertmal und öfter rufen:Ich war ungehorsam. Ich werde nicht mehr ungehorsam sein.

Morgens wurde um 4 Uhr geweckt. Gewöhnlich ließen die Wächter die Leute längere Zeit in der Kälte stehen. Dann wurden die körperlich Fähigen zur Arbeit geführt und mußten den ganzen Tag schuften.

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Ein Höllendasein

Ein Tag in Dachau war nie ohne Pein für die einzelnen. Auch wenn einer nicht gerade unter der Wut seiner SS -Männer litt, fragte er sich angstvoll, was ihm alles passieren würde, wenn er nicht rasch genug seine Kappe abnehmen werde, falls ihm ein Posten begegnete, oder wenn er versehentlich eine der zahllosen strengen Vorschriften überschritt, oder wenn sein Gesicht dem Wächter nicht gefiel. Lange bevor die 45. amerikanische Division kam, waren

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