Psychologisches

Wie wurde der Mensch im Lager gewertet?

Ein jeder von uns stand unter der doppelten Wertschätzung, und zwar der von seiten der SS und der der eigenen Kameraden. Die vorgesetzten Blockführer eder hohen SS -Führer beurteilten meist den Menschen nach seinem äußeren Auftreten. Konnte er stramme Haltung annehmen, ordentlich melden, kurze, knappe Antwort geben, war er für sie in Ordnung. Innerlich konnte er in seiner ganzen Gesinnung ein noch so größer Bösewicht sein, konnte ein Vorleben hinter sich haben, das durch alle Niederungen der Gemeinheit ge- gangen war. Wußte er sich im Lager durch alle Fährnisse durchzuschleichen, fiel er nicht irgendwo auf, dann war er von der SS angesehen als ein brauch- barer Mensch. War aber da ein Mann, der ungeschickt war, der keineMänn- chen machen konnte, vielleicht auch noch unbeholfen in der Sprache war, der mußte auffallen. Er war mißachtet und lebensunwert. Er konnte geistig noch so hoch stehen und in seiner inneren Haltung noch so fein und rück- sichtsvoll sein, er blieb für sie immer ein Stein des Anstoßes. Viele von diesen feinen Menschen sind zu Tode gequält worden, sie starben, weil sie zu anständig waren, weil sie zu feinfühlig den Härten des Lagers gegenüber- standen, weil sie sich der Ellenbogenpolitik der anderen gegenüber nicht durchzusetzen vermochten. Er konnte innerlich ein noch so großer Gauner sein, verstand er es, dies vor seinen Vorgesetzten zu verbergen, war er der Mann, den man brauchen konnte. Es wurde nichts auf Charakterstärke gegeben, noch viel weniger auf seelisches Leben.

Die Bewertung seitens der Kameraden aber war meist eine doppelte. Es gab z. B. Kommunisten, die jeden Geistlichen von vorneherein ablehnten, ihn keines Grußes würdigten und nur die Schattenseiten seines Benehmens feststellten. Es gab aber auch Männer, die es sehr.ernst nahmen in ihrem Urteil. Der Gauner konnte vielleicht in den ersten Wochen imponieren, aber auf die Dauer entpuppte sich doch sein wahrer Charakter, und er wurde dann abgetan. Die Verurteilung war bei den Kameraden offensichtlich, und meist war es so, daß, wer sich unkameradschaftlich benommen hatte, dies eines Tages zu verantworten hatte. Auf die Dauer der Zeit hat sich deshalb der anständige Charakter immer noch durchgesetzt.

Humor

Der Kommandant kommt in die Plantage zu einem: Arbeitskommando. Alle stehen stramm, nur einer bleibt sitzen und grüßt nicht. Der Kommandant schaut ihn verwundert an und fragt ihn:Warum grüßen Sie nicht? Keine Antwort.Was sind Sie im Zivilberuf?Fabrikdirektor.Was würden Sie mit einem Gefolgschaftsmitglied machen, das Sie in der Fabrik nicht

grüßt?Ich würde den Mann fristlos entlassen! Der Kommandant lacht

und geht.

In einem vor dem Lager arbeitenden Kommando hat der Kommando- führer einen Mann festgestellt, der betrunken war. Sofort stellt er ihn zur Rede und fragt, woher er den Alkohol habe. Da er keine Antwort erhielt,

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führte witz\ gerad Da