ätten sich 1 sie dies seinander- gehindert, ie auf die damaligen bensmittel- ihrer über ten besaß, ann in ein 1, aus dem n die Tat- Lenne ent- enschen im Fluchtver- Jeportation et, das be Situation en, die als
sung vollkommen mißverstanden. Von Spitzeln oder auch nur von man- gelndem Vertrauen untereinander könne bei den Lennern gar keine Rede sein. Aber ihr Leben sei gegenwärtig derart schwer, daß die meisten von ihnen einfach nicht mehr die seelische Kraft aufbrächten, derartigen Möglichkeiten, wie ich sie angedeutet hätte, ins Auge zu sehen. Die meisten von ihnen wiegten sich in der Illusion, daß ihnen gar nichts ge- schehen könne, Sie bildeten sich ein, daß sie von den Engländern und Amerikanern, wenn diese kommen sollten, in jeder Hinsicht entschädigt und verwöhnt werden würden, und sie waren erstaunlicherweise weiter ziemlich allgemein der Meinung, daß die Nazis, wenn sie noch wider Erwarten siegen sollten, dann endlich auch vernünftig werden und sie ungekränkt nach Hause entlassen und fürderhin als vollwertige Reichs- bürger behandeln müßten, ja, sie lehnten es sogar rundweg ab, zu glauben, daß ihren nach Auschwitz oder Theresienstadt verschleppten volljüdischen Angehörigen etwas ernstliches geschehen könne. Er selber, meinte mein Bekannter, sei der Auffassung, daß wir in jedem Falle mit keiner beneidenswerten Zukunft rechnen könnten, aber die meisten seiner Kameraden seien von der monatelangen Zwangsarbeit physisch so erschöpft, daß sie psychisch nicht mehr die Kraft aufbrächten, als Männer zu denken,
Die allgemeine Gedrücktheit in Lenne trat auch bei der Ängstlichkeit hervor, mit der wir vor dem Lagerführer gewarnt und vor demselben möglichst verborgen gehalten wurden. Die Keckheit, mit der wir uns in Duingen angewöhnt hatten, mit gegen uns ergangenen Verboten umzu- springen, war in Lenne unbekannt. Wir atmeten geradezu auf, als wir das Lager verließen, um über die Grenze des„verbotenen Landes" hin- weg den Rückmarsch nach Duingen anzutreten.
Ich weiß gegenwärtig noch nicht, was bei der Katastrophe der Nazi- Herrschaft aus Lenne geworden ist, das beim Herannahen der Anglo- Amerikaner von einem Teil der Lagerinsassen verlassen wurde und heute wohl mehr oder weniger leer stehen dürfte, da nach dem Zerfall der für die Waldstadt eigens geschaffenen Versorgungsorganisation sicher niemand mehr in derselben leben kann. Wahrscheinlich liegt Lenne heute als ein totes Gehäuse, ähnlich den Ruinenstädten der Mayas im mexikanischen Urwald, tief im Dickicht verloren, um allmäh- lich zu vermodern.
55. Bergfrühling.
Thilo und ich hatten schon immer die Absicht gehabt, einmal an einem Schönwetter-Sonntag den Kamm des Ith entlang zu wandern. Dieser Kammweg ist für den Teil des Wesergebirges, in den wir verschlagen waren, unter entsprechend kleinerem Maßstab gesehen, etwa dasselbe wie der Rennstieg des Thüringer Waldes und die Kammwege des Riesen- gebirges und des Schwarzwaldes. Man mußte vom Ith -Kamm, wenn der Himmel klar war, eine weite und umfassende Rundsicht auf die Land- schaft unserer Verbannung haben.
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