sen, war jetzt Anfang an auf alten.
Steingutfabrik, Nachbarschaft eses Werkes
; der Bahnver- fassung nicht von Ton-
licher Sauberkeit nur so blitzte, Die„Seele des Werkes” war geradezu vorbildlich gepflegt. Die Metallteile der Transformatorenstation glänzten wie frisch geputztes Silber, und die ganze Anlage, die, wie mir der dort angetroffene Meister sagte, aus dem Jahre 1912 stammte, sah aus, als ob sie gestern neu geliefert worden wäre. Ich machte dem biederen Werk- meister, der, wie er erzählte, schon über fünfundzwanzig Jahre bei der Firma tätig war, mein aufrichtiges Kompliment, konnte aber nicht umhin, zu bemerken, daß mir die Kriegswichtigkeit des ganzen Betriebes bisher keineswegs aufgegangen sei, Er bekam einen Lachanfall und prustete geradezu vor Vergnügen, wie über einen recht schlechten Witz, Ich sagte ihm darauf, daß mir der Grund seiner Heiterkeit nicht verständ- lich sei, da es im sechsten Kriegsjahre bei allen inzwischen vorgenom- menen Stillesungen doch nur noch der Rüstung dienende Betriebe geben könne, ganz abgesehen davon, daß dies doch nach den über den totalen Kriegseinsatz der Wirtschaft ergangenen Richtlinien überhaupt nicht dem mindesten Zweifel unterliegen könne. Er antwortete, das sei zwar die Theorie, die Praxis sei aber ganz anders. Als ich ihn dann fragte, ob sein Werk nicht Kanalrohre für die geheimnisvolle unterirdische Waffen- fabrik liefere, die dicht bei unserem Nachbarlager Lenne liegen solle, sagte er, es sei allerdings richtig, daß seine Firma einen Kriegsauftrag aul Lieferung derartiger Kanalrohre habe und auch ausführe, Dieser Auf- trag mache aber nur einen ganz geringfügigen Teil ihrer Gesamtproduk- tion aus und sei sozusagen nur ein Feigenblatt, wie er sich überraschend literarisch ausdrückte, für die Gesamterzeugung. Ich fragte ihn darauf, ob das Unternehmen denn nicht Tonschalen und Tonkrüge herstelle, wie sie die bombengeschädigte Bevölkerung als Ersatz für verlorengegangene Haushaltsgegenstände unter Umständen sehr gut gebrauchen könne, Er verneinte dies mit dem Bemerken,„daß sie sich mit solchen Kleinig- keiten nicht abgäben“, Auf meine weitere Frage, ob sie denn etwa Dach- pfannen machten, die für die Reparatur von bombengeschädigten Ge- bäuden verwandt werden könnten, verneinte er dies gleichfalls: Die Tonpfannen, die ich auf dem ganzen Werksgelände aufgeschichtet sähe, seien als Dachpfannen unverwendbar, es handele sich dabei vielmehr lediglich um Material, das beim Neubau von Häusern Verwendung finden könne, wie er ja gegenwärtig gar nicht in Frage komme, Auf meinen Hinweis, daß ebenso der größte Teil der hergestellten Kanalrohre wohl gegenwärtig keiner praktischen Verwendung zugeführt werden könne, da andernfalls der Vorrat an solchen Rohren, der um das Werk herum- liege, nicht so sichtbar von Tag zu Tag wachsen könnte, bejahte der Meister eifrig und erklärte,„sie beschäftigten sich tatsächlich augen- blicklich mit den unnützesten Dingen von der Welt“, Auf meine weitere Frage, was sich denn nach seiner Auffassung die Werksleitung eigent- lich dabei denke, meinte er,„die Herren seien recht schlau; denn auf der einen Seite zahlten sie recht niedrige Löhne in Papier, und auf der anderen Seite erzeugten sie durch die Hände der Arbeiter wertbestän- dige Gegenstände, so daß das Ganze eben eine erstklassige Kapital- anlage sei, von deren Ausmaß ich noch nicht den richtigen Begriff habe,
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