Die Ärzte und Schwestern des Krankenhauses haben mir nicht lange Zeit gelassen, mich diesen Besorgnissen hinzugeben. Das Krankenhaus war überfüllt, der Leiter der inneren Abteilung, ein Professor, hatte mich bei einem Besuch überhaupt nicht gesehen, nachdem alle Blut- und sonstigen Untersuchungen auf Typhus völlig negativ ausgefallen waren. Der Oberarzt, ein sogenannterVolksdeutscher aus Galizien , der, wie die meisten Vertreter, denen ich von dieser Menschengattung begegnet bin, nur sehr gebrochen deutsch sprach und dem es nach dem Sturz des Dritten Reiches sicher nicht schwer geworden ist, im Handumdrehen Tscheche oder Pole zu sein, begnügte sich nach drei Tagen mit der Feststellung, daß meine Lungen in Ordnung seien und ich dahernach Hause gehen könne, Auf meinen Hinweis, daß ich gegenwärtig in dem zugigen und der Kälte ausgesetzten Barackenlager, in dem ich mir die Krankheit geholt habe, beheimatet sei, zuckte er die Achseln, Die trei- bende Kraft war wohl die Oberschwester, die womöglich ahnte, was es mit der BezeichnungSonderdienstverpflichteter auf meinem Einwei- sungsschein auf sich hatte, Sie war eine fanatische Nationalsozialistin und hatte ein großes Hitler-Bild auf ihrem Nachttisch stehen, Es traf sich gut, daß gerade an dem Tage, an dem ich entlassen werden sollte, einem Sonntag, mein Freund Toms mit unserem Schicksalsgenossen Straaten zu einem Besuch zu mir kam und beide mich daher nach Duingen zurückbegleiten konnten, was mir sehr willkommen war, da ich mich noch in einem recht hinfälligen Zustand befand.

Ich hatte in Hildesheim einige Fliegeralarme erlebt, war aber niemals in den Keller gegangen und es hatte sich ein Angriff in den Tagen, in denen ich dort war, auch nicht ereignet, Nur drei Wochen später war von der schönen alten Stadt nichts als ein brandgeschwärzter Trümmer- haufen übrig.

Ich kam nach Duingen , dort mit solchem Hallo, als ob ich eine Welt- reise hinter mir hätte, begrüßt, gesund, aber noch recht erholungsbe- dürftig zurück, Ich hatte den Arzt in Hildesheim gebeten, mir noch etwa zwei Wochen Schonung zu verschreiben, Als meine Entlassungspapiere von dort ankamen, hatte der Wackere mir lediglich drei Tage bewilligt, Wenn ich nach diesem kurzen Zeitraum wieder auf die Strecke gegangen wäre, hätte ich vermutlich einen Rückfall bekommen oder wäre jeden- falls nach kurzer Zeit körperlich vollkommen fertig gewesen, Ich habe daher das törichte Papier in den Ofen gesteckt und mir selber zwei Wochen Erholungsurlaub verordnet, was, da ich jaaus dem Kranken- hause kam, sowohl von der Bahnverwaltung als auch von unserem Paracelsus, wenn auch von diesem etwas zögernd, anerkannt wurde,

36. Remidemi und eine Führerwahl.

Über unseren Kameraden Ehlers hatte sich eine Gewitterwolke voller Unzufriedenheit angesammelt, die nach Entladung drängte, Er hatte sich nicht nur mit seiner Geschäftstüchtigkeit und damit, daß er sich mit Hilfe derselben grundsätzlich von aller körperlichen Arbeit fern hielt,

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