könne, wenn es gelte, die Ordnung aufrechtzuerhalten. Diese recht unverhüllte Drohung machte einen gewissen Eindruck, und die Versammlung ging noch einmal friedlich und ruhig auseinander, obwohl die Stimmung im Lager trotz der draußen herrschenden bitteren Winterkälte gewitterschwül blieb.
31. Eine kleine Bombe platzt.
Die Entladung des ,, Wetters " ließ nicht lange auf sich warten. Die Schwarzfahrten gingen fort, wenn auch zunächst in einer kontrollierteren Form als bisher. Jede Woche waren bis vier Kameraden, denen Schulenburg, wenn auch sehr zögernd, die Genehmigung hierzu gab ,,, auf der Achse" nach Bremen oder Wesermünde . Die Sache ging so lange gut, bis unser Kamerad Tiefer, allzu korrekt wie er war das haben Wirtschaftsprüfer so an sich, auf den Gedanken kam, einen dreiwöchentlichen Urlaub bei dem Bürgermeister von Duingen nachzusuchen. Schulenburg hatte Tiefer aufs eindringlichste gewarnt und ihn darauf hingewiesen, daß die anderen ,, Schwarzfahrer" sich bisher stets mit drei bis fünf Tagen begnügt hätten. Tiefer aber wollte einen längeren Urlaub, und zwar insbesondere im Interesse seiner Klientel, deren Geschäftsbücher in Bremen auf seine Kontrolle warteten. Der Bahnverwalter Sachse, der in diesen Tagen besonders entgegenkommend war, wollte Tiefer sogar zehn Tage fahren lassen, was schon unerhört und jedenfalls noch niemals vorgekommen war. Tiefer aber blieb starrsinnig dabei, mindestens drei Wochen beanspruchen zu müssen, worauf der Bahnverwalter, der hierfür natürlich nicht die Verantwortung übernehmen wollte, ihn an den Bürgermeister verwies. Dieser verwies ihn aus dem gleichen Grunde an die Kreisleitung, und diese hatte verständlicherweise nichts Eiligeres zu tun, als sofort bei der Gestapo in Hildesheim rückzufragen, was mit dem Urlaubsgesuch geschehen solle.
Die Gestapo erklärte wütend, sie habe doch der Bahnverwaltung ausdrücklich eingeschärft, daß es für uns keinen Urlaub gebe. Alsbald wurde Sachse durch einen telefonischen Anruf aus Hildesheim in Angst und Schrecken versetzt. Er wurde kategorisch darauf aufmerksam gemacht, daß bei ihm die hinsichtlich unserer Behandlung gegebenen Richtlinien offenbar in Vergessenheit geraten seien; wer denn unser Lagerführer sei? Als Sachse der Gestapo darauf erwiderte, es sei doch von ihrer Dienststelle der Koch Robert hierzu ernannt worden, wurde zornig erwidert, hiervon könne gar keine Rede sein, Robert habe nichts weiter zu tun, als für unsere Verpflegung zu sorgen, und die Bahnverwaltung solle unverzüglich, um in unserem Lager, was sehr notwendig erscheine, Ordnung zu machen, einen Lagerführer bestimmen, der für die Einhaltung der von der Gestapo gegebenen Richtlinien verantwortlich sei. Tiefers Urlaubsgesuch wurde natürlich als eine unerhörte Anmaßung abgelehnt. Der aufs äußerste erschütterte Herr Sachse, der sich bereits halb in Schutzhaft sitzen sah, tat sofort zweierlei: Erstens suchte er nach einem geeigneten Lagerführer, den er in der Person eines seiner Bahnbeamten, Hauser mit
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