zwar Techniker, aber kein höher gebildeter Ingenieur war, nicht gewach- sen, Die„Mithilfe” eines im Baufache besonders erfahrenen Diplominge- nieurs, wie unseres Kameraden Waclaff, war ihnen daher plötzlich außer- ordentlich willkommen. Schwerteisen berief also Waclaff zu sich ins Bahnhofsgebäude und fragte ihn, ob er sich getraue, eine„Irasse” für den neuen Bahnbau zu berechnen und anzufertigen, Waclaff erwiderte ihm hochmütig,„er könne natürlich trassieren, wenn er dies auch in seiner früheren Stellung stets von den ihm untergebenen Herren habe machen lassen”. Der Bahnmeister erwiderte hierauf direkt nichts und bat Waclaff lediglich in der liebenswürdigsten Form, die Sache zu über- nehmen und durchzuführen, Darauf erklärte Waclaff, für den es außer- ordentlich gefährlich gewesen wäre, diesen Auftrag von vorneherein ab- zulehnen, da dies als„Sabotage' hätte aufgefaßt werden können,„er könne eine derart verantwortungsvolle Ingenieurarbeit natürlich nicht für den Stundenlohn von 52 Pfennig übernehmen und verlange hierfür das einem Ingenieur tarifmäßig zustehende Entgelt von 750 RM pro Arbeitsstunde”. Schwerteisen meinte hierzu ausweichend, darüber werde die Bahnverwaltung erst mit der OT, sprechen müssen, Als Waclaff hier- auf nichts erwiderte und lediglich die Achsel zuckte, erkundigte sich der Bahngewaltige plötzlich nach unserem Schicksal, das Waclaff mit der kurzen Äußerung umriß, wir seien Staatsgefangene, ohne gegen den Staat jemals das geringste verbrochen zu haben, Schwerteisen meinte dazu, unser Los sei allerdings sehr hart, es erscheine ihm auch bedauerlich, aber er kriti- siere Maßnahmen der Staatsführung aus Grundsatz nicht. Die Partei- leitung müsse doch schließlich wissen, warum sie die von ihr veranlaßten Maßnahmen für erforderlich halte, und sobald der Krieg mit Deutsch - lands Sieg beendet sei, würden sicher für uns auch wieder bessere Tage kommen, Als Waclaff auch hierauf die Achseln zuckte, äußerte Schwert- eisen, er solle mit den Vermessungsarbeiten für die neue Bahn zunächst einmal anfangen, und das weitere werde sich dann schon finden. So wurde Waclaff aus einem ungelernten Streckenarbeiter wieder für einige Zeit Diplomingenieur.
24. Die Trasse,
Sobald der Plan für die„neue Bahnlinie” allgemein festlag, forderte Waclaff Heino Popper, den Schiffszimmermann und mich als„Vermes- sungskommando” an,
Ich war froh, für einige Zeit aus der immer öder werdenden Strecken- arbeit herauszukommen, Jeden Morgen zog ich nun mit Waclaff und dem Schiffszimmermann den Höhenzug hinauf, der sich zwischen Duingen und Weentzen hinstreckt. Von dem hier durch dichtes Holz führenden Schienenstrang der bisherigen Bahn aus begannen wir unter Waclafis Leitung die neue Arbeit, Das Nivellierungsinstrument, ein besonderes Kleinbahn-Heilistum, wurde aufgestellt, und Waclaff äugte damit die Fläche, die für die neue Bahn ausersehen war, gründlich ab, Dann wurde
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