höflicher, meinetwegen schriftlicher Dank für die Herrn Dr, Zick über- mittelten Grüße wäre nach jedem Knigge doch wohl unerläßlich gewesen. Aber die„nationalsozialistische Weltanschauung” oder richtiger die Angst, für keinen guten Nationalsozialisten gehalten werden zu können, ging für jeden Angehörigen der Duinger Hautevolee einer Rücksicht- nahme auf die allgemeinen Umgangsformen der gesitteten Welt bei weitem vor. Daß Dr, Zick sein Verhalten selbst als nicht gerade kom- mentmäßig empfand, war aus der Tatsache ersichtlich, daß er hinten herum versuchte, mich zu protegieren, Unser sogenannter Lagerführer und Küchenchef war nämlich zugleich Chauffeur bei ihm, Dieser er- schien eines Tages in unserer Baracke und sagte ohne jede Einleitung in seiner großartigen Weise zu mir:„Sie brauchen keine Streckenarbeit mehr zu leisten, denn Sie kommen schon in den nächsten Tagen bei der Bahnverwaltung oder bei Dr. Zick aufs Büro!” In diese großzügige An- kündigung war auch mein Kamerad Thoms inbegriffen, der allerdings als Schwerkriegsbeschädigter bei der Bahn schon insofern einen ganz er- träglichen Posien erhalten hatte, als er an dem vor unserem Lager lie- genden Bahnübergang den Schrankenwärterdienst zu versehen hatte, der ihn bei der recht geringen Anzahl der täglich hin- und herfahrenden Züge so wenig belastete, daß er in recht kurzer Zeit den ganzen Faust in der von mir entliehenen Taschenausgabe ausgelesen hatte. Aus der ganzen Ankündigung unseres Lagerführers wurde, wie wir von Anfang an vorausgesehen hatten, sowenig wie aus seinen früheren Ankündigun- gen, nämlich gar nichts. Entweder hatte Dr, Zick mir auf diesem billigen Wege lediglich seine offiziell nicht verlautbarungsfähige freundschaft- liche Gesinnung zum Bewußtsein bringen wollen, oder er und die Bahn- verwaltung hatten alsbald wieder Angst vor der Gestapo bekommen, nach deren Richtlinien allerdings eine Beschäftigung von Imis im Büro- dienst prinzipiell untersagt war.
Ähnlich wie Dr. Zick verhielt sich der Bahnverwalter Sachse. Als ich ihn einmal im Bahnhofsgebäude traf, verbeugte er sich zuvorkommend, sagte„Herr Doktor” und„Herr Direktor” zu mir, nötigte mich in sein Amtszimmer und dort sogar in einen allerdings vom Zahn der Zeit etwas angefressenen Klubsessel, um mit mir eine allgemeine Höflichkeitsunter- haltung zu führen, die schließlich in einem recht nichtssagenden Ge- spräch über die Bodenseegegend gipfelte, die uns beiden von Sommer- reisen her bekannt war. Der ganze Zweck der Unterredung bestand offenbar ausschließlich darin, mir mit äußerster Vorsicht und darum nur höchst andeutungsweise Kenntnis davon zu geben, daß die Bahn mich mit einigen weiteren hierfür in Frage kommenden„Herren, nachdem es mit dem Büro nichts geworden sei, gerne als Zugführer und Zugkon- trolleure eingesetzt haben würde,„was aber leider gleichfalls nicht zu- lässig sei”. Ich dankte Herrn Sachse für seine freundlichen Absichten, ohne etwas darüber zu äußern, daß mir bekannt sei, woher diese ebenso liebenswürdige wie taube Anregung, die gleichfalls von Dr, Zick stammte, gekommen sei. Wenn ich Sachse außerhalb des Bahnhofsgebäudes irgend- wo begegnete, schnitt er mich nach wie vor, denn es hätte ihm ja schaden
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