fand. Der Anblick der festlich gekleideten Gesellschaft, der Herren, die, bei Portwein und guten Zigarren in bequeme Sessel zurückgelehnt, ge­mächlich diskutierten und der schönen und gepflegten Frauen und Mäd­chen hatte ihm im Gegensatz dazu sein derzeitiges Lebensmilieu als so grau und trostlos erscheinen lassen, daß er in die tiefste Melancholie ver­fiel. Diese verdarb ihm derart den Appetit, daß er von dem herrlichen Hochzeitsessen fast nichts hatte zu sich nehmen können. Besonders hatte ihn verstört, was er ,, die Gleichgültigkeit gegen sein Geschick" nannte. Man hätte wohl mit Kopfschütteln und Rufen wie ,, unglaublich!" und ,, unerhört!" seinen Bericht über die ihm widerfahrenen Schicksale ent­gegengenommen, aber man wäre dann eben doch, zumal ja nichts anderes getan werden konnte, zu Portwein und Zigarren und zu fröhlicher Musik und Tanz zurückgekehrt, wobei man seine hartnäckige Weigerung, zu essen und zu trinken, mit ratlosem Achselzucken bedauerte. Er kam ganz gebrochen wieder an und es dauerte eine geraume Zeit, bis er sich zu seinem früheren Humor, der ihn in Farge noch nicht verlassen hatte, zu­rückfand.

So wirkt das gleiche denkbar ungleich. Denn so verschieden sind nun einmal die Menschen.

35. Wann kommt die OT.?

Diese Frage war besonders in den ersten beiden Wochen unseres Aufenthaltes in Farge zu jeder Tageszeit erklungen. Nachdem man uns ursprünglich auf der Bremer Gestapo versichert hatte, wir würden nur drei Tage in Farge sein, hatten wir zunächst von Tag zu Tag darauf ge­wartet, dort abgeholt zu werden, zumal wir wußten, daß der erste Schub nach 10 Tagen Farge an die Oberweser weitergezogen war und wir da­mit rechneten, jedenfalls nicht wesentlich länger als unsere Vorgänger im ,, Arbeitserziehungslager" weilen zu müssen.

Der Untersturmführer, der ständig über dieses Thema befragt wurde, zuckte die Achseln. Wir müßten Geduld haben, entweder sei die Strecke wieder einmal zerstört oder es sei kein Waggon, wie er für unseren ,, Sondertransport" erforderlich sei, zu bekommen. So verging ein Tag nach dem anderen, ohne daß die erwarteten Begleitmänner mit der OT.­Binde auftauchten. Wir ahnten noch nicht, daß sie niemals kommen sollten, aber wir gewöhnten uns langsam das Warten ab, nachdem wir bereits eine Zeitspanne in Farge waren, welche die von der Gestapo für Arbeitsscheue verhängten Mindeststrafen schon bald um das Doppelte überstieg. In einer gewissen Resignation kamen wir endlich zu der An­schauung, daß es für uns vielleicht überhaupt besser sei, in Farge zu bleiben, wo wir noch nahe unserer Heimat wären, statt daß uns der unvermeidlich bevorstehende Zusammenbruch fern von unserem Zuhause überraschte. Diese Anschauung war allerdings, wie die späteren Ereig­nisse gezeigt haben, durchaus abwegig. Wir würden aller Voraussicht nach, wenn wir in Farge geblieben wären, überhaupt nicht nach Hause gekommen sein. Das dortige Lager wurde nämlich beim Anmarsch der

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