Wenden wir uns einigen besonders eklatanten Beispielsfällen dieses echt Farger Phänomens zu:

a)KrachinderFrühe.

Eines Morgens, als die Trillerpfeife noch nicht getönt hatte es war noch vor 4 Uhr erwachten wir von einem fürchterlichen Geschrei, das in bestimmten Zwischenräumen in ein ebenso klägliches wie schmerz- liches Winseln überging, um dann wieder zu einem Geschrei der alten Lautstärke anzuschwellen, dann wieder abzusinken und so fort. Als wir vorsichtig durch unsere Türritze auf-den Gang spähten, sahen wir vor dem Krankenrevier die halb entkleideten Körper von vier Männern liegen, deren Nationalität in dem kargen Licht, das den Korridor er- hellte, nicht festzustellen war. Über diesen am Boden liegenden Leibern stand die lange Gestalt des Kommandanten nebst einigen seiner uns nur allzu wohlbekannten Wachleute, Alle schlugen mit Stahlpeitschen, schweren Knüppeln und zur Abwechslung auch einmal mit ihren Leder- gürteln auf die Unglücklichen los, die, wie wir später hörten, sich vor dem Ausrücken der Kolonnen im Revier hatten krank melden wollen, Im- mer wenn die Gepeinigten, die ja ohnehin schon entkräftet waren, durch den Schmerz oder wohl auch durch den nicht unerheblichen Blutverlust ohnmächtig wurden, gossen ihre Quäler ihnen Eimer voll kalten Wassers über Kopf und Schultern, daß sie wieder vorübergehend erwachten, wo- nach sich dasselbe scheußliche Spiel wiederholte, Der Kommandant be- teiligte sich an dieserExekution, und zwar sowohl an der Austeilung der Schläge, als auch an dem Überschütten der Wassereimer mindestens mit demselben Eifer, mit dem seine Wachleute hierbei beschäftigt waren. Es war eine Szene, bei der man, wenn man länger zusah, anfing, seinen eigenen Augen oder jedenfalls der Gesundheit seiner Vernunft zu miß- trauen,

Als die Opfer dieser schaurigen Züchtigung selbst mit Wassergüssen, die fast ausgereicht haben würden, sie zu ertränken, nicht mehr aus der Bewußtlosigkeit aufgeweckt werden konnten, wurden sie an den Beinen gepackt und rücksichtslos über den mit Schlacke bedeckten Hof in die Arrestzelle geschleift, DieseZelle war ein finsteres Loch, in dem ein einzelner Mann kaum sitzen, geschweige denn liegen konnte, Drei oder vier Leute, wie in diesem Falle, konnten darin nur noch gerade aufs engste zusammengedrängt stehen, wobei sie sicher schon mit den Füßen teilweise aufeinander standen, Eine Gefahr, daß die Bewußtlosgeschlage- nen in diesem Verliese ebenso zusammensackten, wie es auf dem Korri- dor unserer Baracke geschehen war, bestand nicht, denn sie hatten in ihrem Arrest einfach keinen Platz, um auch nur umzufallen, Selbstver- ständlich hätte es näher gelegen, die schandbar Zugerichteten gleich in das Krankenrevier zu bringen, vor dem sich die furchtbare Szene ab- gespielt hatte und in das sie ja schon vorher ohnehin hatten hinein wollen, Aber die Krankenstube wurde vom Kommandanten in diesem Falle wohl als ein gänzlich überflüssiger Umweg angesehen. Denn die armen mißhandelten, körperlich Heruntergekommenen, die sie schon vor-

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