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her waren, mußten ohnehin sterben, und die Arrestzelle, die mit dem untersten Grund der Hölle gleichbedeutend war, hat ihr Ende wohl nur beschleunigt. Ich glaube nicht, daß einer der vier mit dem Leben davon- gekommen ist. Eine Leiche, um die sich im übrigen niemand kümmerte, sahen wir jedenfalls schon am nächsten Tage in einem Winkel des Hofes nahe der Arrestzelle liegen.

b) Diegroße Russenwäsche,

Wenn der Kommandant auf die Idee gekommen wäre, eine große Reinigungsaktion im Russenlager in der Weise durchzuführen, daß plan- mäßig an mehreren Tagen je 50-100 Mann sich selbst und ihre Kleidung einer gründlichen Reinigung zu unterziehen hatten, so wäre dies eine zweckmäßige und löbliche Maßnahme gewesen. Es mußte aber aus dieser Unternehmung einRabatz werden, und zwar wohl der tollste, den Farge je erlebt hat,

Eines Abends kurz vor 7 Uhr brauste der Kommandant durch die Ba- racken mit_dem Befehl, sämtliche Russen es waren damals über 400 müßtenan diesem Abend gründlich gebadet und entlaust werden, zugleich müsse ihre Kleidung gereinigt werden und durch die Entlausungsmaschine laufen; sämtliche Nummern, die die Russen trugen, seien von ihrer Lagerkleidung sofort abzuschneiden, es sei strengste

. Kontrolle zu üben und den Gebadeten, nur wenn sie einwandfrei sauber befunden würden, gegen die von ihnen vorzulegende Nummer ihre Klei- dung und das abendliche Kohlrabiessen zu verabfolgen,

Man kann sich den Aufruhr nicht vorstellen, der nun im Lager ent- stand. Wir wurden fast alle zur Durchführung derKontrolle heran- gezogen, deren Oberleitung einmal wieder C, anvertraut war, der ab- wechselnd die Hände über dem Kopf zusammenschlug und seine Blicke gen Himmel richtete, als ob er, und das mit Recht, sagen wollte, daß der Gipfelpunkt alles Farger Wahnsinns nun wirklich erreicht sei, Aufruhr in der Russenbaracke, Aufruhr im Waschhaus, Aufruhr in der Entlausung und Aufruhr vor allem auf der Kammer, wo der Verwalter Fürst sich verzweifelt seine Haare raufte und von mir nur mit Mühe beruhigt werden konnte, Aufruhr in der Küche, die das Essen nun zum großen Teil nicht ausgeben konnte und für einen zunächst nicht voraussehbaren Zeitraum zurückstellen mußte,

C. übernahm zunächst selbst dieKontrolle der Gebadeten im Wasch- haus und bat mich, ihn nach zwei Stunden abzulösen, Ich stellte mich eine Weile an die Tür unserer Baracke und beobachtete die Russen, die nach Abgabe ihrer Kleidung völlig nackt über den kalten und finsteren Hof in Massen in das Waschhaus getrieben wurden, Dann setzte ich mich auf unsere Stube, auf der auch die Wogen der Erregung noch sehr hoch gingen und versuchte einen Gesang aus Dantes Hölle zu lesen, der ein- mal wieder zu diesem Vorgang paßte, Ich kam aber nicht sehr weit, Be- reits nach reichlich einer Stunde erschien einEilbote, der mich bat,© abzulösen, da derselbe sozusagen fertig sei,

Ich ging in das Waschhaus, das von heißen Dampfwolken erfüllt war

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