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Hochachtung vor dem ärztlichen Beruf ihn einzukleiden oder gar seinem Haupthaar zu nahezutreten, was übrigens bei ihm lediglich eine Angelegenheit der Form gewesen wäre, da er schon ohnehin so gut wie kahlgeschoren ging und über fast keinen Haarwuchs mehr verfügte. Seine Zeit verbrachte er damit, sich entweder mit dem Russenarzt über medizinische Probleme oder mit uns über politische und philosophische Fragen zu unterhalten oder mit allen in Farge vereinigten Völkern Europas über dies und jenes zu diskutieren, was ihm bei der Leichtigkeit, mit der er alles anfaßte, nicht die geringste Mühe machte, da er zu unserem Staunen sämtliche Sprachen des Erdteiles, Englisch , Französisch, Spanisch, Italienisch, Holländisch, Dänisch, Russisch usw. so fließend sprach, als ob er sie bereits mit der Muttermilch eingesogen hätte. Daran, ihn zu irgendeiner Farger Arbeit ,, einzusetzen", dachte ebenfalls niemand, sei es, daß dies auch auf die bereits mehrfach erwähnte, immer noch vorhandene Hochachtung vor seinem Beruf oder auch auf die Verwirrung zurückzuführen war, die gerade damals bei dem schon geschilderten Kommandowechsel im Lager eingerissen war. Der Doktor hat es jeden­falls in seinem ganzen Verhalten als ganz selbstverständlich betrachtet, daß sich die Lagerleitung mit derartigen Zumutungen an ihn nicht heran­traute. Er sah das Dritte Reich bereits als gänzlich verloren an und hat uns alle zur Neujahrsfeier in das bekannte Bremer Lokal ,, Die Glocke" eingeladen. Er hatte sich damit zwar etwas verrechnet. Der Zusammenbruch, den er für Neujahr erwartet hatte, ereignete sich erst nach Ostern. Dr. Quästori blieb noch für einige Tage in Farge , als wir dies Lager verließen. Ich halte es jedenfalls für sicher, daß er Farge mit keiner anderen Weltanschauung" verlassen hat als derjenigen, die er bei seiner Ankunft mitgebracht hatte.

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28. Buden- und Promenadengespräche.

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Das damals in ganz Deutschland alltägliche Gesprächsthema ,, Wie lange dauert noch der Krieg?", das meist unausgesprochen gleichbe­deutend mit der Frage war:, Welches ist der mutmaßliche Zeitpunkt für das Ende des Dritten Reiches ?", hatte in Farge eine besonders ernste Note. Denn der für die nächste Zukunft zu erwartende Zusammenbruch der Naziherrschaft war für alle Lagerinsassen ohne Unterschied der Nationalität und des Haftgrundes gleichbedeutend mit der äußersten Ge­fahr für Leib und Leben. Es war bei der Wesensart des Nationalsozialis­mus ohne weiteres vorauszusehen und lag bei dem nun schon eingehend geschilderten Charakter unserer Wachmannschaften auf der Hand, daß diese Leute, wenn sie denn schon mit der Bestrafung ihrer Verbrechen rechnen mußten, was gleichbedeutend mit dem Schlimmsten für sie war, zum mindesten versuchen würden, sich recht viele von ihren nun um so mehr gehaßten ,, Schutzbefohlenen " vorauszuschicken. Tatsächlich hat sich ja auch später bei den Greueln, die in zahlreichen Lagern noch in den letzten Stunden des Dritten Reiches vorgefallen sind, unsere Be­fürchtung als nicht unbegründet erwiesen.

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