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Herrn teilen mußte, mit der Zeit sehr, und der konnte es schließlich nicht mehr mit ansehen. Da er sich von dem Tier, das sein einziger Gefährte war, nicht trennen wollte, so schlich er sich in der Dunkelheit oder auch in der Abenddämmerung mit seinem vierbeinigen Freunde zum Hause hinaus, Einige Male gelang es ihm, aber eines Abends wurde er, als er sich aus der Tür des Hauses, das einmal ganz sein Eigentum gewesen war, fortstahl,„ertappt” und festgenommen. Er kam nach Farge und es handelte sich für ihn nur noch um die letzten Endes gleichgültige Frage, ob er in Farge oder einem der östlichen Konzentrationslager, in die da- mals die noch in Deutschland verbliebenen Volljuden allmählich über- führt wurden, sterben würde,
Dieser Fall war nur ein Einzelfall, der aus einer Unzahl ähnlicher Fälle herausgegriffen ist. In Wirklichkeit handelte es sich nämlich darum, die bei der großen Judendeportation der Jahre 1940 und 1941 in Deutsch - land noch verbliebenen, in einer sog,„privilegierten Mischehe” lebenden Volljuden, d. h, solche jüdischen Männer, die arische Ehefrauen und von diesen Kinder nicht jüdischen Religionsbekenntnisses hatten, zu„iqui- dieren”, Um diese mit unserer„Aktion“ eng zusammenhängende Liqui- dation— handelte es sich doch um die Väter unserer Schicksalsgenossen- schaft, sofern sie zu ihrem Unheil noch lebten— durchzuführen, wurden die betreffenden, bisher„privilegierten“ Volljuden unter den seltsamsten Vorwänden gefangen gesetzt. Der eine war, obwohl ihm dies verboten
einen Schutzbunker gegangen, der zweite hatte es sich sogar heraus- genommen, in einem derartigen Bunker einen Sitzplatz einzunehmen, der dritte war bei der Lektüre eines in englischer Sprache abgefaßten Buches ertappt worden, der vierte hatte einen in seiner Nachbarschaft wohnen- den SS. -Mann angeblich herausfordernd angesehen und dergleichen mehr. Es war der Beginn des letzten„Angriffs der Nazis auf völlig wehrlose Menschen, der in seinem weiteren Fortgang inmitten unserer Schicksals- genossenschaft noch viel Herzeleid verursachen sollte,
24. Frucht des Glaubens,
Einer der„dienstältesten” Bewohner unserer Stube war ein Bauer, der infolge einer Hasenscharte oder einer sonstigen Mißbildung am Munde zwar nur sehr schwer und holperig sprechen konnte, aber ein uner- schütterlicher Christ und als solcher ein Mann war, wie er sein soll, Der Landrat des Kreises, in dem er zu Hause war, hatte sich bemüßigt ge- fühlt, in der Kreiszeitung recht„moderne“ Anschauungen über die Re- ligion Jesu Christi im allgemeinen und die christlichen Kirchen im be- sonderen zu verlautbaren. Er hatte beides kurzerhand als„Judenplunder” bezeichnet und erklärt, im Staate des Führers sei nur noch für dessen deutschen Gott Platz, Unser frommer Bauer hat uns oft erzählt, er habe sich eigentlich gedacht, er wolle gar nichts dazu sagen, da es ja nicht Sache der Menschen sein könne, sich über göttliche Dinge zu streiten, und es dem alleinigen und wahren Gott überlassen bleiben müsse, sich
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