20. Der Gang zum Zahnarzt.
Mein Freund Waclaff mußte sich dringend einer Zahnbehandlung unterziehen. Bei ihm lag die Sache nicht so günstig wie bei unserem Kameraden, der wegen der Herstellung seiner Zahnprothese so oft nach Bremen fahren durfte, weil die dort begonnene Behandlung von einem Farger Zahnarzt nicht übernommen werden konnte. Wer das Lager verließ, bekam einen bewaffneten Posten mit. So ging es übrigens auch jedes Mal unserem Bremenfahrer, dem es nur immer wieder durch Beredsamkeit und reichliche Zigarettengaben gelang, dieses ,, Ehrengeleit" auf dem Bremer Hauptbahnhof bis zu seiner Rückfahrt nach Farge loszuwerden, was so weit weg vom Lager auch regelmäßig möglich war. Waclaff dagegen mußte einen Farger Zahnarzt aufsuchen, und hier gab es keinerlei Auskunft: Der Wachmann begleitete den Patienten mit umgehängtem Gewehr in das Behandlungszimmer des Zahnarztes und stand, während die Bohrmaschine surrte und der Zahndoktor die sonst erforderlichen ärztlichen Verrichtungen vornahm, mit seiner Bewaffnung hinter dem Stuhl. Nach Beendigung dieser eigenartigen Konsultation ,, transportierte" er Waclaff auf dieselbe Weise wieder ab, auf die er ihn hergeführt hatte. Was der Zahnarzt über diesen Besuch gedacht hat, kann ich der Nachwelt nicht überliefern. Vermutlich hat er, der den vor seiner Festnahme in Farge tätigen Waclaff in diesem kleinen Orte gut kannte, im stillen bei sich gemeint, daß die ganze Welt Kopf stünde. Denn abgesehen von allem, was sonst an dem Sachverhalt merkwürdig erscheinen mußte, war der ,, Germane", der Waclaff bewachte, ein kleiner schwarzhäutiger und dunkeläugiger Tscheche, während der ,, Judenmischling" Waclaff mit seiner hohen Gestalt, seinem blonden Haar und seinen blauen Augen eine Figur war, die aus einem Propagandaplakat ausgeschnitten sein konnte, welches das rassepolitische Amt für die ,, Aufnordung" des deutschen Volkes herausgegeben hatte.
21. Orden und Ehrenzeichen.
Unser Kamerad und Schicksalsgenosse Toms trug bei seiner Ankunft in Farge seine zahlreichen Kriegsauszeichnungen, darunter das Eiserne Kreuz und das goldene Verwundetenabzeichen, die er 1940 vor Verdun verliehen erhalten hatte, auf der Rockklappe. Als der Kommandant diese Auszeichnungen sah, näselte er den schwer Kriegsverletzten, der die Spuren seiner schlimmen Verwundungen deutlich sichtbar an seinem Kopf trug, an: ,, Sie müssen Ihre Auszeichnungen hier ablegen, ein Häftling darf keine Orden und Ehrenzeichen tragen; stecken Sie sie meinetwegen in die Tasche, sonst muß ich Ihnen die Dinger fortnehmen." So äußerte sich ein SS.- Mann, der niemals die Front gesehen hatte, gegenüber einem schwer Kriegsverletzten über Auszeichnungen, die diesem durch das Dritte Reich selbst verliehen waren! Toms überlegte sich die Sache nicht lange und erwiderte gerade und aufrecht, wie er immer war, wenn er hier nur deswegen, weil er Halbjude sei, als Sträfling behandelt werden solle, so denke er nicht daran, die Auszeichnungen eines Staates,
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