Bremen zu fungieren und sämtlichen hiermit in Verbindung stehen- den Behörden, wie der Baupolizei, dem Luftschutzbauamt, der Organi- sation Todt, Wehrmacht - und Luftwaffenstellen sowie der Ordnungs- polizei, den Verwaltungsstellen des Baugewerbes usw. Befehle und Anordnungen zu erteilen, die diese allerdings nicht beachtet haben würden, wenn sie nur gewußt hätten, daß es sich bei dem energischen und allgemein gefürchtetenHauptsturmführer" um einen davon- gelaufenen und mehrfach vorbestraftenungelernten Bauarbeiter handelte,

Außer seiner schönen Uniform, die er irgendwo aufgelesen, vielleicht auch dem rechtmäßigen Eigentümer entwendet hatte, besaß der Haupt- mann von Köpenick II. als allerdings wichtiges Instrument für die Aus- übung seiner Befehlsgewalt nur noch einen Gummistempel, der eben den pompösen WortlautSS.-Hauptsturmführer Zeiter, Sonderbeauftragter für den Luftschutzbunkerbau in Bremen hatte, Damit hat erregiert und täglich alle möglichen mehr oder weniger prominenten Leute in Atem gehalten, so daß er allmählich zum Schrecken aller von ihmheim- gesuchten Stellen wurde, die sich aber sämtlich vor ihm, d. h. vor seiner Uniform und seinem Stempel duckten, Er kontrollierte, forderte Rechenschaft, tadelte, drohte und ordnete an. Alles gehorchte, Daß seine Befehle und sonstigen Äußerungen regelmäßig nicht gerade von Sach- kenntnis zeugten, fiel nicht weiter auf und erregte zum mindesten keinen Verdacht gegen ihn, da so etwas im Dritten Reiche alltäglich war. Nie- mand hat sich in der ganzen Zeit seinerRegierung näher mit der Frage befaßt, wo er eigentlich herkam und wer ihn denn beauftragt hatte.

Er hielt in Kinos und Gaststätten großangelegte Reden für das Winter- hilfswerk, in denen es vomWunsche unseres geliebten Führers und vomWillen der Vorsehung nur so wimmelte, Er veranstaltete mit einer hierzu gewonnenen SS.-Kapelle auch Konzerte für die Winterhilfe, Die auf diese Weisegesammelten erheblichen Geldbeträge im ganzen über 30000 RM vertrank er oder wandte sie freigebig dem schöneren Geschlecht zu.

Wenn er sich nicht einmal in angetrunkenem Zustand im Kaffee Atlantik zu Bremen gegenüber einem Offizier der Wehrmacht so flegel- haft benommen hätte, daß dieser eine Anzeige mit dem Hinweise machte, es sei völlig undenkbar, daß sich ein SS,-Führer dieseanges so be- trage, hätte er sein Wesen vielleicht bis zum Ende des Dritten Reiches weitertreiben können, So aber wurde er, zwar zunächst noch mit Vor- sicht, denn im Dritten Reiche entgleisten manchmal auch sehr hoch- gestellte Persönlichkeiten, abgeführt und auf der Gestapo um Vorlage seines Personalausweises, den er in Gestalt seines Soldbuches mit sich führen mußte, ersucht, Einen solchen Ausweis besaß er nicht und konnte ihn daher auch nicht vorlegen. Binnen kurzem kam der ganze ungeheuer-

liche Schwindel heraus. Er wurde wegen Amtsanmaßung und einer An- zahl weiterer hiermit in Zusammenhang stehender Delikte zu langjähriger Zuchthausstrafe verurteilt und, wie dies allgemein in derartigen Fällen

geschah, für die Dauer des Krieges in ein Konzentrationslager übergeführt,

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