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gang melden Sie sich mit einem anständigen Glauben! Da ein ent- sprechendes Verfahren bei den Staatenlosen nicht angewandt werden konnte und diese Unglücklichen, die zum überwiegenden Teil ihre Lage keineswegs verschuldet hatten, ohneanständige Staatsangehörigkeit blieben, so war das Dritte Reich dazu übergegangen, diese Menschen, denen man ebenso mißtraute wie allen anderen, die der offiziellen Norm irgendwie nicht entsprachen, in Konzentrations- und Arbeitserziehungs- lager zu verbringen, Recht seltsam war in diesem Zusammenhang der Fall des Kellners Johann aus dem Bremer Columbus-Keller. Seine Eltern stammten aus der Gegend von Pressburg , also aus einem Gebiet an der damaligen Grenze zwischen Ungarn und der Slowakei . In diesem Grenz- gebiet hatten die Bewohner für den einen oder anderen Staat optieren können. Da Johanns Eltern deutscher Abstammung waren und sich des- wegen weder entschließen konnten, Ungarn noch Slowaken zu werden, waren sie staatenlos geworden und kurz vor dem Kriege nach Deutsch- land ausgewandert, wo sie auch die deutsche Staatsangehörigkeit nicht ohne weiteres hatten erhalten können, da diese während des Krieges gesperrt war. Johann, der im Columbus-Keller die Gäste eifrig mit Kaffee und Bier bediente und sich bestimmt in keiner Beziehung in Politik gemischt hatte, war eines Tages als wegen seiner Staatenlosig- keit national verdächtig vom Fleck weg verhaftet und nach Farge über- geführt worden. Dieser gewaltsame Eingriff in sein recht harmloses Leben

hatte ihm aber die gute Laune nicht verdorben. Wo er in Farge erschien,

sprühte es nur so von Witzen und Bonmots, Schon früh morgens konnte sich die Stubentür öffnen und Johanns stets heiteres Gesicht mit der Frage erscheinen:Haben die Herrschaften auch alle gut geschlafen? Und wünschen die Herren Kaffee oder Tee zum Frühstück oder was ist den hochgeschätzten Gästen sonst gefällig? Da Johann ein tadelloser Kellner war, war er sofort als Leiter in die Aufwartung der Komman- dantur-Baracke kommandiert worden, und er versah diesen guten und vielleicht besten Posten, den Farge für Häftlinge zu vergeben hatte, ironisch mit der Grandezza eines Oberkellners in einem Grandhotel allererster Klasse, Er kam selbst auch nicht zu kurz dabei. Von dem reichlichen Essen und Trinken, das in der Kommandantur-Baracke kon- sumiert wurde, hat er sich ohne Frage stets seinen Anteil zu nehmen gewußt, Selbst der Kommandant konnte gegen die philosophische Heiter- keit des ständig gleichmütigen und freundlichen Kellners nichts aus- richten, Wenn einmal ein morgendlicher Krach darüber in Szene ging, daß der Kaffee zu kalt sei, wußte Johann den Tobenden sehr bald mit einer Bemerkung wieSie sind heute aber auch unvoraussehbar spät auf- gestanden, Kommandant zum Schweigen zu bringen. Ebenso wie Johann war es anderen Männern deutscher Abstammung ergangen, die aus Siebenbürgen stammten und sich bei der Option in diesem Gebiet weder für Rumänien noch für Ungarn hatten entscheiden können. Sie hatten den Verlust ihrer früheren Staatsangehörigkeit nunmehr im Arbeits- erziehungslager zu büßen, wobei nicht nur die Frage, worin eigentlich die Strafbarkeit dieser Leute bestand, sondern auch die Strafbemessung ein

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