Trocknen 1, da jede
; baracke st
und so weiter, Was außerhalb des Einlieferungs- und Entlassungsturnus in der Kammer allerdings nicht vermieden werden konnte, war der„Um- tausch”, Es mußte hierfür eine besondere Zeit angesetzt werden, in der die Kammer lediglich zu diesem Zwecke geöffnet war. Ich habe nicht fest- stellen können, in wieviel Größen die spärliche Gefängniskleidung eigent- lich vorhanden war. Mehr als 2 oder allerhöchstens 3 Größen, klein, mittelgroß und groß, können es aber nicht gewesen sein, Auch die vor- handenen wenigen Größen standen aber keineswegs immer zur Ver- fügung. Die zur Einkleidung gelangenden Häftlinge mußten zunächst das nehmen, was gerade da war. Ich erinnere mich an den besonders charak- teristischen Fall eines hünenhaften russischen Vorarbeiters, der am Tage seiner Einlieferung die kleinste Größe erhalten hatte und dem auf seinen Hinweis,„viel zu klein”, kurz wie üblich erklärt worden war,„später umtauschen”, Er erschien bereits am nächsten Morgen und zeigte sein „Hemd“ vor, das seinem Format nach— es war vielfach„geflickt", wohl auch noch erheblich kleiner geworden, als es vorher gewesen war, eher für einen 10jährigen Knaben als für einen ausgewachsenen Mann und noch dazu für einen Riesen paßte, Um überhaupt hineingelangen zu können, hatte der bärenstarke Russe das Hemd hinten aufgeschnitien oder aufgerissen, und es war kaum groß genug, um seinen gewaltigen Brustkasten zu bedecken, geschweige denn, daß es noch um ihn herum bis auf seinen Rücken gereicht hätte,
Da die Häftlinge bei ihrer Einlieferung sich zwecks Abgabe ihrer Zivilkleidung und zwecks Empfangnahme der Anstaltskleidung voll- kommen ausziehen mußten und das gleiche auch wieder zum umge- kehrten Zwecke bei ihrer Entlassung der Fall war, gewann ich hier ein genaues Bild über die Entwicklung des körperlichen Zustandes der Leute während ihres längeren oder kürzeren Lageraufenthalts. Bei der Entlassung war, wenn es sich nicht um ganz kurzfristige Häftlinge han- delte, die nur ein bis zwei Wochen in Farge gewesen waren, das Bild stets das gleiche: die zurückerhaltenen Zivilkleider schlotterten um aus- gemergelte Jammergestalten herum. Bei der Einlieferung war ich immer wieder erstaunt zu sehen, in welchem tadellosen körperlichen Zustand sich die Russen und die sonstigen Ostarbeiter befanden. Entweder hat es sich dabei in der Hauptsache um Landarbeiter gehandelt, die bei den Bauern noch gut ernährt worden waren, oder die betreffenden Ausländer hatten Mittel und Wege gefunden, ihre in den freien Arbeitslagern be- zogene Verpflegung, die meistens doch auch nicht mehr großartig war, selbständig zu verbessern. Ich sah erstaunlich muskulöse Arme und Beine und wohlproportionierte Leiber, kurz, im allgemeinen einen körperlichen Zustand, der erheblich besser war als derjenige, in dem sich unsere enge- ren Schicksalsgenossen befanden, Um so kläglicher war das Bild, wenn dieselben Russen nach einer achtwöchentlichen oder noch längeren Haft- dauer das Lager wieder verließen. Es waren dann von den stattlichen Körpern, wie ich sie bei der Einlieferung sah, nur noch wandelnde Knochengerüste übrig.
61


