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Katastrophe, Es handelte sich um eine Arbeitsabteilung, die den Sand nicht nur mit Spaten über das Feld schippte, sondern technisch insofern reicher ausgestattet war, als sie den Sand in Loren verlud, mit denen er dann auf dem einzigen Geleise, das auf der ganzen Baustelle gelegt war, abgefahren wurde, Der Sand wurde zum Teil oben von der Düne abgeschippt und in die Loren hineingeworfen, Steter Tropfen höhlt den Stein und die Düne, die ja nur aus Sand bestand, war auch durch die 100-8-Schippen im Laufe der Zeit derartig unterwühlt und abgegraben worden, daß sie an einigen Stellen ganz brüchig war, Gerade kurz vorher war bei unserer Abteilung ein großes Dünenstück heruntergekommen, und zwei Kameraden hatten sich noch gerade durch blitzschnelles Zurseite- springen davor retten können, völlig verschüttet zu werden, Bei den neben uns arbeitenden Ausländern stürzte plötzlich die ganze Düne ein. Ein Mann, der oben auf dem Kamm gestanden hatte, fiel dabei auf das am Fuß der Düne gelegte Geleise herunter und wurde von einer Lore, die gerade über das Geleise rollte, überfahren und völlig zerquetscht, Einem zweiten Sträfling, der gleichfalls mit heruntergefallen war, wurde das eine Bein abgefahren und das andere schwer verletzt. Die Wachmann- schaften hatten dafür nur ein Achselzucken. Ob ein Häftling so oder auf eine andere Weise umkam, war ihnen gleich und für sie jedenfalls nicht aufregend, Uns ließen sie von da ab in Ruhe,
Ein besonderer Genuß war das„Mittagessen” am Ölbunker, Es gab dort eine einzige Bretterbude, in der normalerweise auf roh gezimmer- ten Bänken vielleicht 40—60 Arbeiter ohne Gedränge ihr Brot hätten verzehren können, Mit unserer Kolonne drängten aber über 300 Mann in diese Bude und man kann sich vorstellen, was es hieß, das Mittag- bıot, von allen Seiten gedrängt und umdrängt von den verschiedensten Völkern und in dem entsetzlichen Gestank, der sich selbstverständlich in dem Raume sofort entwickelte, zu verzehren. Das einfachste wäre natürlich gewesen, draußen zu bleiben und die frugale Mahlzeit unter freiem Himmel stehend einzunehmen, Aber erstens war das in der Naß- kälte, in der sich strömender Regen und Schneegestöber ablösten, auch nicht gerade eine Annehmlichkeit und zweitens wollten das auch die Wachmannschaften nicht gestatten, da sie es mit der Bewachung in der Mittagpause natürlich leichter hatten, wenn der ganze Haufen in der Bude eingesperrt war, die nur eine schmale Tür hatte, welche ein ein- ziger Posten sichern konnte, so daß die übrigen sich in dieser Zeit von der Baustelle entfernen konnten. Der einzige Vorzug, den für uns die unangenehme Umgebung hatte, in der wir zu Mittag essen mußten, be- stand darin, daß wir so von dem bißchen Brot und Margarine, zu unse- rem eigenen Erstaunen, tatsächlich satt wurden, weil schon der Geruch, der die Bude erfüllte, uns von vornherein jeden Appetit verdarb,
Mit dem Mittagessen ereignete sich an diesem Tage insofern noch etwas Besonderes, als der volksdeutsche Wachmann in Farge, der die Kolonne vor dem Ausrücken durchgezählt hatte, sich wieder einmal ver- zählt hatte und infolgedessen 8 Brotportionen zu wenig mitgenommen
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