nungen. Zum großen Teil handelte es sich dabei um Schwerverbrecher, die langjährige Zuchthausstrafen abbüßen mußten, welche aber erst nach Beendigung des Krieges zu beginnen hatten. Diese Leute, die nicht ihre Freiheitsstrafen ableisten sollten, während die unbescholtenen Männer großenteils an der Front standen, wurden daher für die Kriegszeit in Konzentrationslager eingesperrt und auch in demArbeitserziehungs- lager Farge , das überhaupt alle nur denkbaren Menschentypen beher- bergie, befand sich eine ganze Anzahl der fraglichen Gattung, Da es sich dabei allgemein um äußerst rücksichtslose und gewalttätige Naturen han- delte, die sich unter den Mitgefangenen Respekt zu verschaffen wußten, waren sie als Vorarbeiter denkbar geeignet. Diesen Leuten waren wir und die Sonderrechte, die wir uns herausnahmen, ein Dorn im Auge. Wenn sich die Betreffenden auch nicht an dieElite-Stube heran- getrauten, so gab es doch fast allmorgendlich bei den anderen Stuben einen lärmenden Auftritt wegen derJudenjungen, die nicht zur Arbeit ausrücken wollten, Es kam dann oft so, daß einer der Wachleute eingriff und ein großer Teil unserer Schicksalsgenossen unbesehen mit heraus- geholt und auf die sogenannten Baustellen getrieben wurde,

Für diejenigen, die den morgendlichen Herauswurf überstanden hatten und glücklich im Lager zurückgeblieben waren, verlief der ganze Tag in einem dauernden Alarmzustand. Das Nahen des Kommandanten oder eines der oberen Wachleute, das meist vom Stubenfenster beobachtet werden konnte, bedeutete höchste Gefahr, und wennEntwarnung ge- geben werden konnte, so war dies nie für lange Zeit,

Selbstverständlich gab es im Lager keinen Sonntag. Im Gegenteil schien die Lagerführung ihr Augenmerk darauf gerichtet zu haben, die Häftlinge gerade am Sonntag mit möglichst schmutzigen und unangenehmenAr- beiten zu beschäftigen, So erinnere ich mich eines Sonntags, an dem wir im Lager Zurückgebliebenen vom Morgen bis zum Abend Massen angefaulter und völlig verdreckter Kartoffelnverlesen und reinigen mußten,

Das Ende desArbeitstages war zeitlich ebenso ungewiß wie sein Beginn, Es konnte vorkommen, daß derKommandant noch spät abends, etwa zwischen 10 und 11 Uhr, irgendeinen geistreichen Einfall hatte und daß dann bis 2 oder 3 Uhr nachtsgearbeitet' werden mußte, was dann keineswegs ausschloß, daß es am nächsten oder richtiger dann schon am selben Tage um 4 Uhr morgens wieder losging und der schrille Klang der Trillerpfeife ertönte, Sehr oft kam es allerdings nicht zu über Mitternacht hinausgehender Arbeit, da dies sowohl durch die fast allabendlichen aus- gedehnten Gelage des Kommandanten und der höheren Wachleute als auch durch die damals sehr häufigen nächtlichen Fliegeralarme ver- hindert wurde,

6. Eine männliche Flickwerkstatt,

Die im Lager verfügbare Leibwäsche, in die nicht wir, die wir unsere eigenen Sachen behalten hatten, aber die eigentlichen Häftlinge einge-

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