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bei Frauen unserer Abstammung, die entsprechend eingezogen würden, könne dies vielleicht Bedeutung haben, aber nicht für Männer; selbst wenn die drei Söhne fallen würden, könnte dies nichts ändern, denn es seien schon zahlreiche Männer unserer Abstammung, deren Söhne an der Front gefallen wären, zu dem hier fraglichen Arbeitseinsatz heran- gezogen worden. Es war schon allerhand, daß der Beamte gegenüber meinem Schicksalsgenossen schloß:Ich möchte Sie ja gerne helfen, aber es geht nicht, Diese deutsche Ansprache wurde von einem Über- deutschen an einen Mann gerichtet, der kein Deutscher mehr sein sollte, aber als biederer Handwerker immerhin noch besser deutsch zu spre- chen wußte als ein Gestapobeamter des Dritten Reiches . Dieser war nun aber doch in eine gewisse Verlegenheit geraten und, um sie los zu werden, versicherte er uns,wir würden höchstens drei Tage in dem Arbeits- erziehungslager verbleiben, das lediglich als eine Art Versammlungs- stätte für uns anzusehen sei, um uns in einem einheitlichen Transport der OT, zuzuführen. Derselbe Beamte hatte, was der Vollständigkeit halber erwähnt werden muß, die Frau eines Arztes, der bei dem ersten Schub dabei gewesen war und die ihrem Mann in das Lager nach Farge noch Lebensmittel bringen wollte, mit den Worten begrüßt,ihr Mann müsse ja gehörig etwas ausgefressen haben, wenn er Gefangener in Farge sei, worauf die Arztfrau erwidert hatte, ihr Mann habe gar nichts ver- brochen, er seiMischling, um hierauf die amtliche Erwiderung zu er- halten,das sei allerdings ja nun auch genug.

Als die Listenverlesung und die sonstigen Formalitäten erledigt waren, erschienen zwei mit sehr sichtbar getragenen Pistolen bewaffnete SD.-Polizisten, um uns zum Bahnhof zu eskortieren, Man hätte uns natür- lich, ebenso frei wie wir auf die uns zugegangene Aufforderung zum Polizeigebäude gekommen waren, auch zum Bahnhof gehen lassen können, aber die Tatsache, daß wir Häftlinge waren, ohne allerdings im tech- nischen Sinne verhaftet worden zu sein, mußte entsprechend zum Aus- druck kommen,

Ich habe später in Farge aus den Erzählungen unserer Schicksalsgenossen aus Wesermünde und dem Bremer Landgebiet feststellen müssen, daß sich unsereFestnahme noch in verhältnismäßig recht maßvollen For- men abgespielt hatte, In Wesermünde hatte man die Betroffenen einfach von der Arbeitsstelle weg regelrecht verhaftet und zwei Tage lang im Untersuchungsgefängnis zu allen möglichen Verbrechern gesteckt, dar- unter auch einen Mann, der über drei Jahre im Kriege mit Auszeichnung gekämpft hatte und erst wenige Tage vorher, wegen seiner Abstammung aus dem Heer entlassen, von der vordersten Kampffront zurückgekommen war, Als die Betroffenen bei ihrerVorführung aus dem Gerichtsgefäng- nis den Gestapobeamten in ihrer Empörung fragten, was sie denn ver- brochen hätten, um so behandelt zu werden, hat der den jüdisch Ver- sippten zugeschrien;:Warum habt ihr Schweine euch mit Judenweibern verheiratet?', während er den Imis geantwortet hat:Das habt ihr der Rassenschande eurer Väter und Mütter zu verdanken,

Besonders dramatisch ist die Gefangennahme des Ingenieurs Waclaff

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